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Steve Cradock – Travel Wild – Travel Free

Steve Cradock - Travel Wild-Travel FreeSteve Cradock ist eines der Gründungsmitglieder der bekannten Britpop-Band Ocean Colour Scene, zudem spielt er Gitarre für Paul Weller und Amy MacDonald. Nicht zu Unrecht weckt Steve Cradock Begehrlichkeiten bei anderen Künstlern, denn er ist ein Ausnahmetalent an den sechs Saiten, zudem sind seine Qualitäten als Sänger nicht zu unterschätzen. Ende der 80er wurden Ocean Colour Scene ins Leben gerufen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, verkaufen sie von ihrem zweiten Album namens „Mosley Shoals“ (1996) 1,2 Millionen Exemplare. 1998 gehen sie in die Musikgeschichte ein, sie spielen in 22 Städten im UK vor ausverkauften Häusern. Die Band ist bis zum heutigen Tag aktiv und hat zuletzt das Album „Painting“ veröffentlicht.

Als Solokünstler debütierte Cradock 2009 mit „The Kundalini Target“, dem 2011 „Peace City West“ folgte. Den Zweijahresabstand beibehaltend, legt er nun „Travel Wild – Travel Free“ vor. Dem Britpop von Ocean Colour Scene, der ja immer unverfroren mit dem 60er und 70er Gitarrenrock kokettierte, setzt Cradock als Solokünstler ein Psych-Pop Konzept entgegen, das die Britpop Herkunft dennoch nicht leugnet.

Es bleibt nicht nur beim Konzept, vielmehr kreiert der Engländer auf sehr eigenwillige Weise seine Songs, die schließlich in der Umsetzung jenen Psych-Pop-Touch erfahren, der sie so luftig und leicht klingen lässt. Bereits der Auftakt „Anywhere The Wind Blows“ bringt die Zutaten zum Vorschein. Die an die Byrds angelehnten Jingle Jangle Gitarren malen mit den psychedelischen Orgelläufen ein farbiges Kaleidoskop, das von federleichten Rhythmen getragen wird. Co-Komponistin und Ehefrau Sally Cradock sendet ihre hellen Gesangslinien in den Klangwolkenhimmel hinaus. Dagegen hat die Stimme von Steve das melodische eines Paul McCartney, der mit den Amerikanismen eines Roger McGuinn vertraut ist.

Selbst die instrumentalen Harmonien loten das Feld zwischen Beatles und Byrds, The Lightning Seeds und The Stone Roses aus, ohne wirklich nach diesen zu klingen, vielmehr erschaffen sie eine Atmosphäre, die auf jene Interpreten verweist. Wiederholt werden auch US-Westcoast-Harmonien, die in wabernd-britischen Psych-Pop eintauchen, wahrgenommen. Beispiele hierfür sind „Street Fire“ und der überaus gelungene, melodische Titelsong.

Ein gewisses Faible für jene Spielarten des Pop sollte der Zuhörer schon mitbringen, um diese mit Luftig- und Leichtigkeit daherkommenden Songs genießen zu können. Wer gerne bunten Schmetterlingen in einer rotgelben Abendsonne hinterher sinniert oder dem Traben eines Pferdes etwas abgewinnen kann oder schlichtweg das Tagträumen schätzt, ist bei diesem sanft schillernden Songreigen gut aufgehoben.

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