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We Are Scientists – TV En Français

We Are Scientists (Credit Dan Monick)Es kann eben nicht immer die Sonne scheinen. Auch nicht im Leben der beiden New Yorker Spaßbomben Keith Murray und Chris Cane von We Are Scientists. Seit dem Beginn ihrer Karriere bietet das Duo neben schnurrendem Indie-Rock auch immer eine große Prise messerscharfen Humors. Dieser zieht sich wahlweise durch Songs, Live-Auftritte oder auch Interviews. Mit “TV En Francais” ist es mit dem lustigen Unruhestiften aber erst einmal vorbei und die Band verschreibt sich einer neu gefundenen Ernsthaftigkeit.

Kein Wunder, dass die Songs nicht von heiteren Momenten überquellen, sondern mit einer gefühlsmäßig größeren Schwere aufwarten. Der in den Songs verarbeitete Trennungsschmerz und die thematisierten Beziehungsprobleme lassen selbst Frohnaturen wie We Are Scientists einmal verstummen. Die Ironie als Stilmittel und die sonst gerne versprühte Ausgelassenheit werden auf den neuen Stücken bis auf weiteres ignoriert und weichen vor allem dem textlichen Inhalt nach fast schon einer Sachlichkeit, die darauf hindeutet, dass das Gespann Murray und Cane mit dem neuen Album ein wenig das Fach gewechselt hat.

Auf klanglicher Ebene gibt es allerdings keine so gravierenden Umschwünge zu erwarten und die Songwundertüten sind zu Hause in New York geblieben. We Are Scientists verfolgen auch auf ihrem fünften Studioalbum sicher ihren eingeschlagenen Weg des aufgeweckten Indie-Rock und lesen auf dieser Route kaum Neues am Wegesrand auf. Vielmehr demonstriert die Band auf den zehn Songs solide ihr Können, was die Komposition eingängiger, rumpelnder Rock-Episoden angeht und vertraut den bewährten Zutaten aus Gitarren orientierten Stücken, die meist von einem mehrstimmigen Gesang begleitet werden.

Kurzausflüge mit balladenhaftem Charakter wie in “Courage” komplementieren das etwas gereift wirkende Klangbild und dürfen auf einem Album voll zwischenmenschlicher Hindernisse und deren Folgen natürlich keinesfalls fehlen. In “Don’t Blow It” mag die Band den zuckrigen Bogen zwar ein wenig überspannen und die melodische Süße bis zum Anschlag ausreizen, aber dieser kleine Fehltritt sei ihnen gegen Ende des Albums fast schon wieder verziehen. In “Make It Easy” oder auch “Dumb Luck” gelingt es dem Duo um Längen besser die nötige Balance aus emotionaler Anklagebank und Leichtigkeit zu schaffen.

Man könnte das neue Werk insgesamt als “risikoarm” einstufen, doch lässt sich daraus eigentlich kaum ein Vorwurf basteln, denn We Are Scientists verspürten seit Beginn ihrer musikalischen Laufbahn nicht wirklich den Drang, ihren Sound allzu sehr Veränderungen auszusetzen. Stattdessen besinnt sich das Duo auch auf “TV En Francais” wieder auf seine Stärke, die tief im Indie-Rock verwurzelt ist. Das mag unter Umständen nicht zeitgemäß oder hip sein, aber in jedem Fall sympathisch und authentisch zugleich.

In der letzten März-Woche begeben sich die beiden New Yorker zusammen mit ihrem Schlagzeuger Andy Burrows auf ausgedehnte Deutschland-Tour und werden sicherlich mit dem gewohnt hohen Unterhaltungsfaktor durch die Clubs ziehen. Die Songs ihres aktuellen Albums könnten gerade live für eine nette Abwechslung abseits der zuckenden Lachmuskeln sorgen.

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