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Emigrate – Silent So Long

Hinter Emigrate steckt Richard Kruspe, Mitbegründer und Gitarrist der kontroversen deutschen Band Rammstein. Mit “Silent So Long” kommt sieben Jahre nach Emigrates selbst betitelten Debüt nun der Nachfolger. Rammstein liegen momentan auf Eis und laut eines Interviews von Kruspe ist auch in naher Zukunft nicht mit der Band zu rechnen. Rammstein sind eine Band, die über die Jahre hinweg immer wieder provoziert und polarisiert haben. Mal wurden sie in die rechte Ecke gedrängt, dann wurden ihre Videos kritisiert. Aber Fakt ist, dass sie die international erfolgreichste deutsche Band der letzten 20 Jahre sind. Über die Originalität und Qualität ihrer Musik könnte man jetzt lange diskutieren.

Mit Emigrate grenzt sich Richard Kruspe textlich und musikalisch deutlich von seiner Hauptband ab. Man merkt schon, dass er zwar nicht ganz ohne Industrial auskommt, aber er lässt sich auch Raum für Alternative und Indie-Rock. Auf “Silent So Long” ist auch eine ganz Latte von internationalen Gatsmusikern vertreten. Die Rock-Ikone schlechthin Lemmy Kilmister röhrt auf “Rock City” und macht daraus mal schnell eben einen Motörhead-Song. Auch Marylin Manson, Jonathan Davis von Korn, Peaches, Margaux Bossieux (Kruspes Ehefrau) und Frank Dellé – einer der drei Frontmänner der Berliner Reggae/Dancehall-Gruppe Seeed steuern ihre Parts mit hinzu. Interessant ist auch, dass bei Kruspes Band Emigrate alle Songs auf Englisch gesungen werden.

Aber wie kann man sich jetzt insgesamt den Sound der Band vorstellen? Die Keyboards stehen im Vordergrund und die Bombast Gitarre ist aufgedreht. Harte, runter gestimmte Riffs am Anfang, dann setzt der Gesang ein und steigert die Songs bis zum Refrain zu großen Hymnen, ohne dabei allerdings peinlich zu klingen. Diese Methode, einen Song aufzubauen ist nicht nur eigenständig, sondern auch oft hitverdächtig.

Die Melodien von “Born On My Own” oder “My Pleasure” bleiben fast sofort hängen. Die erste Single “Eat You Alive”, auf der auch Frank Dellé mit vertreten ist, ist eine Alternative-Rock Nummer mit leichtem Industrial Touch, die vor allem visuell mit einem imposanten Video überzeugen kann. Emigrate loten ihren Stil aber auch ins Extreme aus. Der hämmernde und düstere Synthie-Kracher “Get Down”, mit Peaches, orientiert sich in Richtung Gothic.

Über das ganze Album hinweg behält Emigrate die harte, düstere Gangart auch im Refrain bei und zeigt die Zähne. Passend zur musikalischen Weiterentwicklung hat sich auch beim Gesang etwas getan. Die Aggressionen sind immer noch da, aber es auch wird eine gehörige Portion Pathos losgelassen. Zum Schluss kann man sagen, dass – mal abgesehen von der vielleicht doch zu sterilen Produktion – ein tolles eigenständiges Album vorliegt.

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