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Grandbrothers – Dilation

Die stark prosperierende Schnittstelle Electronica und Klassik hat ihre weltweit bedeutendste Fraktion im deutschsprachigen Raum. Neben Volker Bertelmann, besser bekannt als Hauschka, dem omnipräsenten Nils Frahm und dem aber derzeit nur noch in der Pop-Klassik tätigen Chilly Gonzales, kennt die Avantgarde des Art-Pop noch zahlreiche weitere Protagonisten im hiesigen musikalischen Untergrund, die neue Musik fabrizieren, die ein Irgendwas aus Klassik und ein Etwas aus Elektro darstellt.

Erol Sarp und Lukas Vogel von den Grandbrothers reihen sich mit ihrem Debüt „Dilation“ nahtlos in eine hervorragende, stetig wachsende Sammlung an spannenden Klassik-meets-Electronica-Vorhaben ein. Das junge Duo lernt sich 2011 im Düsseldorfer Institut für Medien und Musik als Kommilitonen kennen und beginnt recht schnell zusammen zu musizieren. Jetzt, vier Jahre später, ist nach Debüt-EP im Vorjahr und dem nun erscheinenden Erstling ein staunend machender, vorläufiger Höhepunkt im Kunstschaffen der beiden jungen Männer erreicht.

In ganz virtuoser Manier bilden Erol Sarps Klavierkompositionen, die in ihrer modernen Jazzigkeit durchaus an tolle Vorbilder wie dem zu jung verstorbenen Esbjörn Svensson oder die blutjungen GoGo Penguin erinnern, ein stattliches Grundgerüst, welches mittels an das Piano gekoppelte digitale Effektgeräte von Lukas Vogel in ein dezentes Electronica-Universum der Beats und Samples verfrachtet wird.

So haben wir mit „Dilation“ das Debüt der Grandbrothers vor uns liegen, das ganz wunderbar zeitlos klassisch und gleichzeitig modern elektronisch zu überzeugen weiß. Unaufgeregt etabliert „Dilation“ Stimmungen voller melodiöser Komplexität, die durch rhythmische Beatstrukturierung in einen eingängigen und Takt haltenden Rahmen gesetzt werden.

Ja, irgendwie ist ein Trend auszumachen: Zwischen all den Brandt Brauer Frick Ensembles, den Hauschkas und den Nils Frahms ging irgendwo eine Saat auf, die in unseren Gefilden aus der gut dokumentierten Vormachtstellung in Techno, Minimal und House und der starken Tradition klassischer Musikbildungseinrichtungen ein neuen Genrezweig des Pop sprießen ließ.

Noch hat dieser Zweig keinen griffigen Namen auf den sich alle einig werden konnten – Neo-Klassik ist aus mehreren Gründen nicht überzeugend genug. Doch so lange die Ergebnisse derart formidabel wie bei den Grandbrothers daherkommen, kann das ganze trendy sein wie es will, bleibt einzig und allein überzeugende und wertvolle Musik als einzig zählbares Resultat stehen.

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