MusikBlog - Entdecke neue Musik

Lapsley – Live im Postbahnhof, Berlin

Holly „Låpsley“ Fletcher hat ihre Stimmbänder am Puls der Zeit. Mit ihrem sehr femininen Elektro-Pop scheint ein Weg vorgezeichnet, der sie schnurstracks vom Indie in den Mainstream führen wird.

Zudem wird sie die Adele-Vergleiche in der nächsten Zeit wohl brav erdulden müssen – schaut man auf ihre gestrige liebenswürdige, vollkommen undivenhafte Berlin-Performance, wird klar, dass sie sich daran in keinster Weise stören wird.

Låpsley, der Blogosphärenhype der letzten zwei Jahre, ist mit einem Stimmorgan gesegnet, wie es nicht viele Menschen haben. Mit ihrem ziemlich schönen Debütalbum „Long Way Home“ löst sie gerade alle Vorschusslorbeeren mehr als ein.

Und Låpsley ist ein richtiger Selfmade-Act. Fletcher schreibt ihre eigenen Songs, vollständig; sorgte auf Soundcloud für selbstinszenierten Hype-Kraft ihrer stimmlichen Präsenz, ohne Managementplan; und ist mit 19 Jahren und ihrem brandaktuellem Electro-Pop-Sound das gefundene Fressen für alle nach achso vergänglicher Authentizität lechzenden Großstadthipster, ist einfach so.

Wie die Beats gekonnt ihre beeindruckenden Gesangsleistungen umplätschern, ist dabei auf Platte und Live erstaunlich gleich – es ist wohl ein Signum des Elektro-Pop. Auch der Vocoder-Trick, ihre Stimme an einigen Stellen ihrer Songs digital zu vertiefen und mit ihrer höheren Stimmlage zu kontrastieren, wurde live eins zu eins mittels Zweitmikro übernommen.

No need for another voice. Holly Fletcher war Zentrum, Fassade und Fundament einer Show, die zeigt, dass auch im chartstauglichen Pop Raum für echtes Musikertum besteht. Låpsley braucht keine handvoll professioneller Songwriter, die ihr einen Hit auf den durch Personal Trainer optimierten Leib schneidern.

Insofern ist Den-schon-sehr-modischen Elektro-Pop-Låpsleys-Mögen auch ein kleines Statement: Gegen die reinen Performancekünstler, die kein Instrument spielen können und allein von ihrer Stimme leben, à la Beyoncé und Rihanna, und für jene Stimmwunder, die es trotzdem fertigbringen, für ihre Musikalität selbst verantwortlich zu sein.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke