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Jessy Lanza – Oh No

Obwohl Jessy Lanza ein exzellentes Debütalbum 2013 unters Volk brachte, für Caribou im Vorprogramm auftrat und sie eine Kumpeline der Junior Boys ist, geht sie auch bei ihrem Zweitwerk “Oh No” noch immer als Geheimtipp durch.

Die Kanadierin aus Hamilton, Ontario, die mit einem der Junior Boys die Schulbank drückte, ist studierte Jazz-Pianistin, weiß also von Musik und Komposition einiges mehr als der durchschnittliche Selfmade-Beatbastler im Electro-Pop.

Zur musikalischen Stärke ihres Debüts „Pull My Hair Back“ kam ein leider immer noch erwähnenswerter Umstand: Jessy Lanzas Ermächtigung, genau so über Liebe und Verlangen zu singen, wie Männer, ohne dabei eine gesteuerte Skandalnudel à la Madonna oder Rihanna zu sein.

Ehrlich, zart, einfühlsam sang sie von „Love me, with my back against the wall“ oder „Baby, pull my hair back“ ohne Twerking-Posen oder hotten Instagram-Account.

Dass Frauen noch immer tendenziell Schlampen sind, wenn sie derartiges aussprechen, Männer aber große Künstler, die es zu würdigen gilt, siehe Prince, ist nach wie vor ein Umstand, dem es entgegenzuwirken gilt.

„Oh No“ steckt ein wesentlich weiteres Feld ab, als die angstfreie Formulierung von sexuellem Verlangen. Lanzas Elektro-Pop hat sich ausdifferenziert. Oftmals driftet er in lupenreinen Eighties-Synthpop ab.

Ab und zu verhaspelt sie sich mit allzu balladesken R’n’B-Eighties-Momenten („I Talk BB“), insgesamt aber ist ihr “Oh No” ein dynamisches, intelligentes und facettenreiches Electronica-Pillchen.

Jessy Lanzas träumerischer Gesang bildet ein überzeugendes Gesamtbild mit den Drum-Beats und Synthie-Melodien und verleiht ihr einen recht unverwechselbaren Klang. Vielleicht ist ein Tick zuviel Jazz, R’n’B, Disco und House auf entschleunigte Tonspuren gebannt worden, vielleicht war das Debüt ein My zwingender.

Dennoch ist „Oh No“ ein starkes Stück elektronische Popmusik, die zu mehr gut ist, als gedankenlos den booty zu shaken, wenngleich durchaus auch dafür gemacht.

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