Gossip, Kings Of Leon, The Kills: Die Geschichte von Rock-Bands, die aus dem Underground kommend Teil des Mainstreams werden, ist ein repetitiver Kreislauf.

Nur selten bewahrt dabei eine Kombo die Qualität und Integrität, welche die Kills auch noch auf ihrem fünften Album auszeichnet.

Im feineren der beiden Berliner dreieinhalbtausender-Venues, dem schicken, im Rang erwachsen bestuhlten Tempodrom, gingen Jamie Hince und Alison Mosshart gestern ihrer inzwischen auch schon zur Routine gewordenen Unterhaltung von Massen nach.

Man kann daran mit Indie-Habitus versuchen, herumzunörgeln wie man will: Hince und Mosshart gaben eine souverän beeindruckende und professionelle Rock-Show zum Besten.

Dass sich dabei die gesamte Unternehmung mechanisiert, gleichsam industrialisiert, bleibt nicht aus, muss aber kein Grund zum Heulen sein. Na und? In unmerklicher Variation tingeln The Kills mit ein und derselben Setlist durch die europäischen Großstädte, Nacht für Nacht – setlist.fm sei Dank, kann man diesbezüglich sich selbst ordentlich spoilern.

Viel merklicher finde ich, dass der Ex-Mann von Kate Moss und DIE weibliche Rock-Ikone der Jetztzeit nach wie vor Stücke ihrer ersten beiden absoluten Underground-Scheiben spielen, sogar als letzten Song der Zugabe vor der kollektiven Verneigung vor dem beeindruckenden Saal.

Und dass das dynamische Duo zuletzt bei der Tour zu „Midnight Boom“ zu zweit, ohne Backing-Band, da stand, daran hat sich auch der letzte Indie-Rock-Nörgler inzwischen gewöhnt.

Zum Minimalismus des dreckig-edlem Garagen-Rock der Kills muss man nicht mehr viel sagen: Diese Band ist ein Rhythmus-Monster, eine Rock-Band, die in ihrem beat-lastigen Sound Brücken schlägt zu Electronica- und Hip-Hop-Wirkungsweisen.

Und auch wenn die Rollenverteilung eingespielt ist und die Posen jahrelang einstudiert und Livetauglichkeitstests unterzogen wurden, es war trotzdem ein gelungener Abend voll mächtigem Rock’n’Roll.

Wie sähe denn die Alternative aus Sicht der Gralshüter des Indie aus? Wir spielen stets nur vor 300 Leuten, egal was kommt – sollen sich die Menschen doch draußen um die Schwarzmarkttickets die Köpfe einschlagen.

Nein, The Kills sind zu Recht eine große Rockband, die zwar eine wenig spontane, durch und durch einstudierte und professionelle Rock-Show für die Massen abliefern. Aber die trotzdem genau so und nicht anders völlig in Ordnung geht. Weil am Ende immer eines entscheidender ist als Szene, Attitüde und Look: Qualität.

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