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Yo La Tengo – There’s A Riot Going On

Die geplatzten Träume der Civil-Rights-Bewegung und des rauschhaften 68er-Frühlings bündelte Sly & The Family Stone 1971 in ein popkanonisch gewordenes Protestalbum des afroamerikansichen Funk and Soul.

Dass sich ausgerechnet die Könige der Zartheit – Yo La Tengo – für ihr 15. Studioalbum diesen Albumtitel von Sly & The Family Stone entlehnen und ihr Werk im Jahre 2018 ebenfalls „There’s A Riot Going On“ nennen, darf durchaus als politisches Statement des sonst so zurückhaltenden Trios um Ira Kaplan, Georgia Hubley und James McNew verstanden werden.

Wie damals zerplatzen derzeit vielerlei linksliberale und humanistische Träumereien, verschieben sich die USA von einem Land, in dem ein schwarzer US-Präsident mit Tränen in den Augen den Kongress anfleht, Mehrheiten zu beschaffen, damit Wahnsinnige nicht kinderleicht semi-automatische Handfeuerwaffen erwerben können, um damit reihenweise Unschuldige umzubringen, zu einem Land in dem ein, ach lassen wir das lieber, wir alle hören, lesen und sehen Nachrichten.

Yo La Tengo stellen ihrer heutigen Zeit nun also ihre besänftigende Soundwelt entgegen und plädieren damit für mehr Ruhe, Befriedung und Versöhnung in einer polarisierenden Zeit.

Die zwischen Folk, Chanson und Lo-Fi-Pop schwankenden Songs sind allesamt, wie immer beim Trio aus New Jersey, hervorragend arrangiert, aber leider in der Tendenz, auch das ein beständiges Signum von Yo La Tengo, äußerst einschläfernd.

Die musikalische Frequenz, mit der der Sender Yo La Tengo funkt, ist auf die gesamte 62-minütige Albumlänge nur etwas für extrem entschleunigte Zeitgenossen. Bei aller Liebe zur Versöhnung gibt es nicht wenige, die Yo La Tengos Soundwelt auf Dauer kalt lässt oder gar zum Gegenteil animiert – Rage.

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