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Swans – leaving meaning.

Die Swans als Formation in fester Besetzung sind Geschichte. Ihr Vorsitzender Michael Gira beschreibt deren nun eingeleitete Phase mit:

“Swans besteht nun aus einer rotierenden Besetzung von Musikern, die sowohl nach ihrem musikalischen als auch nach ihrem persönlichen Charakter ausgewählt wurden. Die Auswahl richtet sich nach dem, was ich intuitiv am besten sehe, nach der Atmosphäre, in der ich die Songs sehen möchte, die ich geschrieben habe.”

Für „Leaving Meaning“, ein Brückenschlag von der frühen Noise-Ära über die songorientierte, rund um „White Light From The Mouth Of Infinity“ angesiedelte, 90er-Periode mit Schnittstellen zu den zuletzt produzierten Brocken „The Seer“ oder „To Be Kind“, der außerdem Elemente seines Projekts Angels Of Light einpreist, holte er sich eine Menge alte Wegbegleiter an zur Seite.

Wirkungsvoll, beim vorab zugänglichen „It’s Coming It’s Real“ von den von Hausswolff-Schwestern, durch Swans-Novizen ergänzt.

Das Album beginnt, als würden sich die  Akteure in einen Orchestergraben begeben, um beim Stimmen und Synchronisieren der Instrumente für „Hums“ ahnen zu lassen, dass hier keine Operette aufgeführt wird.

Dabei gibt sich „Leaving Meaning“ initial recht sanft, folgt „Annaline“ dem Flackernd-folkigen, mit dem die Angels Of Light 1999 via „New Mother“ den federführenden Musiker mit einer bis dahin kaum dagewesenen Intimität präsentierten.

Die Platte kommt in Fahrt. „The Hanging Man“ zieht Kraft aus der Endlos-Loop, die sich – wie so oft bei den Swans – wie ein Pflug durch den Acker des Soundboden gräbt, der Text von „Amnesia“, in Sachen Intensität auf der B-Seite der „Love Of Life“- 12 Inch in einer Long-Version unerreicht, bekommt einen komplett neuen musikalischen Unterbau.

„God Damn The Sun“, „Song For The Sun“: Giras Sonnenthemen bekommen mit demtTrance-gleichen Sog von „Sunfucker“ eine weitere Sequenz, hegt das auf Teilen von „My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky“ basierende „Cathedrals Of Heaven“ den Wunsch, den Visionen des Protagonisten von identischen Bauten in der Hölle lieber nicht beizuwohnen.

Ob in abgewandelter Form bereits erschienen oder neu interpretiert: Die Magie von Giras Werk nährt sich nicht zuletzt davon, parallele Handlungsstränge seines All-Stars Aufgebotes durch einen Flaschenhals zu pressen, an dessen Ende sich die Tracks orgiastisch entladen, eindrucksvoll erhörbar in den 12 Minuten von „The Nub”.

„What Is This“ fragt man sich kurz vor Ultimo, wenn der vorletzte Song mit beinahe Las-Vegas-hafter Stimmung einen Sternenhimmel öffnet.

Der kurz entstandene  Eindruck des Versöhnlichen wird mit „My Phantom Limb“ rhythmisch noch einmal nach New York in der Achtzigern reisend, und den „Coward“-Geist der “Real Love”-LP heraustrommelnd, schnell relativiert.

Den Flügelschlägen der Schwäne zu lauschen, bleibt faszinierend.

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