Seit drei Dekaden verweigern sich The Innocence Mission erfolgreich einer angemessenen Aufmerksamkeit, die der Band zweifellos zustünde. Als Indie-, teilweise sogar Crossoverprojket gestartetes Trio, feierten sie in den 90ern kleinere Erfolge, die genauso unter dem Radar dahin schwoften, wie ihr ab der Jahrtausendwende eingeschlagener Kurs in Richtung Premium-Folk.

Unter der Leitung von Karen Peris und der samtweichen Dominanz ihres Soprans sind sie inzwischen bei ihrem 12. Album angelangt und musikalisch eigentlich genau da, wo die Oberliga des Folk, die von Punktrichtern per se mit guten Haltungsnoten betraut werden, ihre großen Namen feiert.

Sufjan Stevens ist einer von ihnen und bekennender Fan der Band aus Pennsylvania. Doch selbst seine Fürsprecher-Rolle, die vor allem auch Peris‘ charmant-kluge Texte würdigt, konnte den Kreis der Eingeweihten kaum erhöhen.

Dabei besinnen sich die Songs des Trios einer ähnlich puristischen Tiefe, wie Stevens‘ Stücke auf „Carrie And Lowell“. Häufig genügen der Band entweder Piano oder Gitarren und darüber Peris einzigartiger Gesang, um so profunde wie grazile Entschleunigung zu erzeugen.

„On Your Side“ und „We Don’t Know To Say Why“ veräußern sich als genügsame Gitarrenpicker, die sich die Atmosphäre nicht zwingend aus einer Streichertapete zusammenklauben, wo der wiederkehrende, bedachte Einsatz von Geige und Cello aber dennoch die Wärme potenziert.

In „Movie“ machen sie es ähnlich, nur dass Peris hier so gedankenverloren über einem Klaviertraum singt, dass eigentlich vor den Fensterscheiben sachte Schneeflocken fallen müssten, wenn da nicht der Klimawandel wäre.

Und so ist „See You Tomorrow“ auch ein Album, das irgendwie aus der Zeit fällt, mehr mit Joni Mitchell als Billie Eilish gemein hat. Eines, das nie aus der Intropsektivität ausbricht, qualitativ durch die Bank überzeugend ausfällt und wohl doch wieder unterm Radar bleiben wird.

The Innoncence Mission wären dann endgültig das bestgehütete Folk-Geheimnis der Moderne.

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