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Karin Park – Church Of Imagination

Schon fünf Jahre ist es her, dass Karin Park ihr letztes Album veröffentlicht hat. Seitdem hat sich viel getan, dem „Apocalypse Pop“ ist sie entwachsen. Sie hat geheiratet und ist Mutter geworden. Aus Norwegen ging es wieder zurück an den Ort ihrer Kindheit, Djura in Schweden.

Dort hat sie die örtliche Kirche gekauft und zusammen mit ihrem Ehemann in einen Rückzugsort der Musik umgebaut. Abgekoppelt von der großen Musik-Industrie ist das nicht nur ihr Zuhause, sondern Studio und Übernachtungsplatz für befreundete Musiker.

Konsequent hat sie ihr eigenes Label gegründet „Djura Missionshus“. Darunter veröffentlicht und vertreibt sie die Werke der beiden nahezu ohne Budget und Promotion. Als wäre das nicht genug Beschäftigung, hat sie auch über ein Jahr lang die Hauptrolle in einer Musical Produktion von „Les Miserables“ gespielt.

Die Musik hat nie geruht, die meisten Stücke sind sukzessive über die Jahre entstanden. Ende 2018 hat sie die EP „Blue Roses“ veröffentlicht. Die vier Stücke sind jetzt auf der neuen Scheibe „Church Of Imagination“ zu hören.

Man kann noch so eingefleischter Fan von The Cure sein, den Opener „A Forest“ wird man nur noch am Text erkennen. So sehr klingt es nach der neuen Karin Park. Sehnsüchtig und getragen treffen Streicher auf elektronische Drums. Mehr eine Neu-Interpretation als ein Cover.

Der Sound entwickelt sich über „Shape Of A Child“ intensiver, hymnischer und bombastischer, um sich dann in „Blue Roses“ komplett der Dramatik hinzugeben.

Düster theatralische Pop-Oper schiebt sich als Begriff in den Hinterkopf. Der rote Faden immer ihre unverkennbare Stimme. Seit jeher die einzig wirkliche Konstante neben der allgegenwärtigen Düsterheit.

„Give“ zieht in nahezu schmerzhaft emotionaler Dramatik dahin. In „Empire Rising“ treibt ein dunkel schnarrender E-Bass raus aus dem Techno-Club. In bester Industrial-Pop Tradition der letzten Platten aktivieren stampfende Elektro-Beats alle Tanzgene gleichzeitig. Nicht weniger treibt ihr Gesang als Reflektion ihrer selbst.

„A Thousand Minds“ mit Lagaylia Frazier der komplette Gegenpol. Jazziger Gesang führt in handwerklich perfektes Sound-Chaos über die gesamte Bandbreite der Streich-Instrumente. Ein absolutes musikalisches Highlight der Platte. Nicht schwer zu verstehen, dass Karin immer wieder Künstler wie Boyd Rice in ihren Posts erwähnt.

Mit „The Sharp Edge“ entlässt sie uns mit düster-hoffnungsvollen Drownes in die Stille nach der Platte.

Anders als früher sind fast alle Stücke eine Kooperation mit vielen anderen Musikern, bis hin zum örtlichen Chor. Über zehn Musiker listen die Credits, dazu dreimal Gesang und der Chor.

Nur zwei Tracks „Empire Rising“ und „The Sharp Edge“ sind von ihr alleine geschrieben. Alle anderen tragen trotzdem unverkennbar ihre Handschrift, wenn auch vielfältig erweitert. Das führt dazu, dass „Church Of Imagination“ ihr Album mit der größten Bandbreite geworden ist.

Überraschend vielfältiger als die bisherigen Werke ist „Church Of Imagination“ in der Gesamtheit genauso schaurig schön wie das liebevoll produzierte Faltcover. Von Oper über Pop zu Industrial, alles interpretiert auf ihre ganz persönliche Art.

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