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LNZNDRF – II

Dass aus dem The-National-Kosmos immer mal wieder vielversprechende Supergroups entstehen, ist seit Big Red Machine und LNZNDRF keine Ungewöhnlichkeit mehr.

Während sich auf ersterem noch Aaron Dessner austoben durfte, äußerte letzteres als gemeinsames Projekt der Devendorf-Brüder und Beiruts Benjamin Lanz mit dem gleichnamigen Debüt “LNZNDRF” das Versprechen einer retronostalgischen Neuauflage unpolierten Dark-Ambient-Rocks.

Ein Versprechen, das auch der Nachfolger “II” einhalten kann. Das epische Intro “The Xeric Steppe” erweckt dabei aber erst einmal den Anschein, dass die ungeölten Maschinen noch anlaufen müssen. Wie Sci-Fi-Filmmusik oder Vertonung des Weltalls wirkt das endlose Wabern neben dem Piano, das irgendwann von den Drums eingefangen und in das nicht sehr enge Korsett der Gitarrenmusik geschnürt wird.

Ist die Steppe überwunden, ist der Weg frei für den Sound, den wir von LNZNDRF gewöhnt sind – roher und weniger melancholisch als The National und um ein vielfaches weniger verspielt als Beirut.

Tracks wie “Chicxulub” klingen viel eher nach einer jungen Band, die sich im Jahrzehnt verirrt hat und hypnotische Rockmusik mit 80er-Pastiche spielt.

Sowohl Lanz als auch die Devendorfs spielen befreit auf und vermitteln in Mehrstimmigkeit auf “You Still Rip” das Gefühl, dass hinter den beiden Indie-Giganten Beirut und The National nicht nur die Frontmänner die Fäden ziehen.

“Ringwoodite” leitet das Ende des Albums früh ein und “Stowaway” lässt das psychedelischen Dauerwummern abklingen und abstürzen.

“II” ist ähnlich wie “LNZNDRF” nicht das ambitionierteste Konzeptalbum aller Zeiten, sondern vielmehr das Produkt geteilter Passion für einen Rocksound, der experimentell und trotzdem zum großen Teil extrem zugänglich ist.

Der Eindruck, dass für LNZNDRF eben nicht so viel Zeit blieb wie für die Hauptbands der Beteiligten, kann trotz der starken Einzelleistungen nicht ganz abgeschüttelt werden.

Dafür wirkt “II” zu sehr wie ein kurzer Fiebertraum, als ein vollkommen durchdachtes Album. Hört man es halt als Mixtape – und die Lieblinge auf Dauerschleife.

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