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Dinosaur Jr. – Sweep It Into Space

Mit schlechten Jurassic-Park-Remakes haben Alben der putzmunteren Fossilien Dinosaur Jr. trotz unüberhörbarer Selbstreferenzen in der Regel nichts gemein.

Vom ersten Akkord der Erst-Auskopplung „I Ran Away“ schloss sich die neue Platte nahtlos an den Vorgänger „Give A Glimpse Of  What Yer Not“ an, klingt das Trio bei aller routinierten Lässigkeit trotz langer Dienstjahre erstaunlich unverbraucht und erreicht mit dieser Single noch längst nicht den Album-Zenit.

Dass der initial am Werdegang von „Swept Into Space“ beteiligte Kurt Vile Corona-infektiös passen musste, ist bedauerlich, die Lücke, die sein Ausfall im Produktionsprozess hinterließ, kompensierte der just Thin Lizzy zugeneigte Bandleader J. Mascis mit einer von ihnen adaptierten Soundidee, der sich duellierenden Lead-Gitarre, kurzerhand selbst.

Die 12 Tracks bleiben hohe Schule der Alternative-Musik, das quengelnde Instrument vom Frontmann, der dynamisch-hämmernde Bass von Lou Barlow und das kompromisslose Drum-Kit von Murph bilden jene Einheit, die – trotz Alphatier-Phantasien der Männer an den Saiten in der Vergangenheit – wie aus einem hierarchielosen Guss spielt.

Nach dem fluffigen Opener „I Ain`t“ und dem stampfenden „I Met The Stones“ schlägt „To Be Waiting“ jenen Song-Pflock ein, der unproblematisch als Referenzstück für den „Second Act“ der Amerikaner stehen könnte und keinen Vergleich mit Großtaten aus ihrem üppig gefüllten Backkatalog scheuen muss.

Ein eingängiges Riff, ein dominantes Solo, eine mürrische Bassline, ein Schlagzeug in Donnerhall-Qualität, veredelt von der bittersüßen Melancholie der Lyrics: so einfach kann Songwriting funktionieren – wenn man es beherrscht.

„And Me“ nimmt der Nomenklatur „Power-Ballade“ jeglichen Schrecken, „Take It Back“ gibt den Ausreißer auf dem Mellotron, „Walking To You“ ist von jener Holzfällerhemd-Aura umgeben, mit der sie einst auch Kurt Cobain begeisterten.

Mit ihrer Gabe, Rock-Settings in pop-affine Melodien zu verwandeln, bleiben die Altmeister auf Album-Länge so unverwechselbar, wie auf ihm die tendenziell sixties-lastigen Lou-Barlow-Beiträge, „Garden“ und „You Wonder“ zu identifizieren sind.

Am Ende von „Swept Into Space“ wiederholt sich eine Erkenntnis: Dinosaur Jr. bleiben in dieser Form “unaussterbbar”.

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