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Hot Milk – I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead

“Traurige Songs in einem fröhlichen Gewand” – was so einfach, eindringlich und zugleich komisch klingt, ist das stetige Motto der Band Hot Milk aus dem regnerischen Manchester. Nach dem Erfolg ihrer ersten EP “Are You Feeling Alive?”, einer sprudelnden Mischung von Emo-Pop-Songs, erscheint nun das mit Spannung erwartete Zweitlingswerk “I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead”.

2019 war für Hot Milk ein aufregendes Jahr: zusammen mit den Foo Fighters, Deaf Havana und You Me At Six ging es auf große Tourneen durch das ganze britische Empire, um dann anschließend einige der größten Festivalbühnen abzuklappern. Dabei ernteten sie nicht nur hervorragende Kritiken sondern auch viele neue Fans.

Was aussah wie der Anfang einer steilen Karriere wurde 2020 schnell revidiert: COVID19 setzt auch Hot Milk ordentlich zu – keine Konzerte, keine Fans – das alltägliche Leben komplett auf den Kopf gestellt. Nur die Flucht ins Tonstudio half durch den Alltag:

“You can’t take things with you, but you can make the best memories. That’s the most important thing in life. Your currency is your memory. What you can take with you is something that absolutely makes the blood pump round your veins and gives you goosebumps. That’s what this band is to us. It’s our passion. That’s what this EP is about.” (Hannah Mee)

Von Anfang an fühlt man sich bei Hot Milks “I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead” in eine Zeit zurückversetzt, in der Billy Talent, Fall Out Boy und Bullet For My Valentine noch ganz weit oben im Fokus waren. Wüsste man es nicht besser, dann könnte man schwören, dass die Musik von Benjamin Kowalewicz, Ian D’Sa, Patrick Stump und Co höchstpersönlich geschrieben wurde.

Klingt die Bassline am Anfang des Opener- und Titletracks “I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead” noch nach feinstem Stoner-Rock, ändert sich schlagartig das musikalische Farbgewand in hellen und fröhlichen Post-Harcore.

Doch Moment mal: “Butterfly knives alive and they are cutting my insides / Smother me to sleep or a sing me a lucid lullaby” klingt jetzt nicht ganz so nach Happy Life! Aber genau das sind die Spielereien, die Hot Milk so einzigartig machen – “Traurige Songs in einem fröhlichen Gewand”.

Auch der zweite Song auf der neuen EP macht deutlich, wie fröhlich man traurige Worte verpacken kann. “I think I hate myself, nobody else / And all my daydreams send me to hell” verbindet man in erster Linie nicht so positiv, aber der auf “Pop à la Avril Lavigne” gehaltene Song “I Think I Hate Myself” versprüht trotz seiner deprimierenden Zeilen eine Art positiven Charme.

Sängerin Hannah Mee und Gitarrist James Shaw erzeugen mit ihrem abwechselnden Gesang eine Atmosphäre, die einen an die College-Filme aus den frühen 2000er erinnern lässt:

“For me, this is cathartic and it’s my truth, the saddest realist song dressed up in a happy melody. Fuck it, yeh I hate myself but now I’m at rock bottom you can’t take anything else, and you will never stop me singing.”, so Sängerin Hannah Mee.

“I Just Wanna Know What Happens When I’m Dead”, das von James Shaw produziert wurde, ist ein weiterer lebhafter Aufruf, zu den Waffen zu greifen, vollgestopft mit scharfen Hooks und riesigen, eingängigen Refrains, um jeden, überall, zu ermutigen, seinen Träumen zu folgen.

Aber an anderer Stelle sind die Texte persönlicher, die Band verarbeitet die Ängste und Frustrationen ihres täglichen Lebens. ‘Woozy’ setzt sich offen mit Depressionen auseinander, “Good Life” befasst sich mit gesellschaftlicher Korruption und der Verteilung von Reichtum, während die Band an anderer Stelle das Streben nach Glück in einer modernen Welt anspricht.

Hot Milk haben neue Songs, eine anstehende UK-Tour im Herbst und weiterhin ein fröhliches Gemüt – aber eben nur mit deprimierenden Texten.

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