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Man muss da eine gute Balance finden – Honne im Interview

Beim künstlerischen Umgang mit der Pandemie kann man als Musiker ganz verschiedene Richtungen einschlagen. Während sich die Einen zurückziehen, in einer Warteschleife-Blase verschwinden und darauf hoffen, dass irgendwann alles wieder normal wird, nutzen die Anderen die Isolation um kreative Prozesse voranzutreiben. Die beiden Honne-Verantwortlichen Andy Clutterbuck und James Hatcher scheinen der letzteren Gruppe zugehörig zu sein. Nach der “Mixtape”-Veröffentlichung im vergangenen Sommer beglücken Honne ihre Fans dieser Tage mit einem weiteren Studio-Output. Ein paar Wochen vor dem Releasedate von “Let’s Just Say The World Ended A Week From Now, What Would You Do?” trafen wir uns mit Andy und James zum Interview und sprachen über sprudelnde Kreativität, positive Energie und die perfekte Beziehungsbalance.

MusikBlog: Zwei Studio-Veröffentlichung in zwei Jahren: Euch scheint die Pandemie kreativ zu beflügeln?

Andy Clutterberg: Die beiden Alben kann man natürlich nicht miteinander vergleichen. “Mixtape” entstand in Los Angeles aus einem Gefühl heraus. Wir sind da einfach relativ spontan unseren psychedelischen Neigungen nachgegangen.  “Let’s Just Say The World Ended A Week From Now, What Would You Do?” hingegen liegt ein ganz normaler Albumprozess zu Grunde. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, wir haben in den letzten beiden Jahren sicherlich nicht auf der faulen Haut gelegen. Wir waren sehr aktiv. (lacht)

MusikBlog: Wie geht ihr Musiker generell mit einer Situation um, in der es euch nicht wirklich möglich ist, Kontakt mit euren Fans aufzunehmen?

James Hatcher: Das ist für alle eine extrem schwierige Zeit. Normalerweise geht man nach einem Album raus auf Tour. Man redet mit vielen Menschen. Man ist viel unterwegs und tauscht sich über alles aus. Das ist gerade alles nicht so wirklich möglich. Am Ende des Tages sitzt man dann zusammen und fragt sich, was man trotzdem tun kann. Naja, so entstehen dann neue Songs.

MusikBlog: Viele stürzen sich dieser Tage in die Social-Media-Welt. Wie seid ihr da aufgestellt?

James Hatcher: Wir sind da natürlich auch aktiv. Es ist in diesen Zeiten die einzige Möglichkeit Kontakt mit anderen Menschen herzustellen. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass Social-Media eine unheimlich viel Zeit verschlingende Bestie sein kann. Man muss da eine gute Balance finden.

MusikBlog: Eine gute Balance kann auch bei Soundfragen immer wieder behilflich sein. Wie steht es denn um das Klangbild eures neuen Albums? Was war euch diesmal in punkto Sounds wichtig?

Andy Clutterberg: Ehrlich gesagt, wir tauchen eigentlich immer mit den gleichen Gefühlen und Gedanken in einen Albumprozess hinein. Es geht uns einfach um eine gewisse Positivität. Diese Energie soll Menschen Freude bereiten und den Leuten für eine gewisse Zeit dabei helfen, ihre Probleme zu vergessen. Unsere Musik unterstützt eine Art von Eskapismus. Manche werden denken: Der neue Albumtitel befeuert eine apokalyptische Stimmung. Aber im Grunde geht es bei der Frage ja nur darum, wer einem am meisten am Herzen liegt. Es geht also auch hier nur um das Positive.

MusikBlog: Ihr werdet mit den Worten zitiert: “Diesmal haben wir ausschließlich das gemacht, was wir wollten!”.  Was hat euch in der Vergangenheit davon abgehalten?

James Hatcher: Der Hintergrund ist jetzt nicht ganz so drastisch. Aber ist schon so, dass man sich im Laufe einer Karriere einfach auch entwickelt. Mit dem ersten Album wagt man sich nach draußen. Da schaut man natürlich auch ein bisschen, was eventuell gut klappen könnte und was nicht. Wenn man dann das Glück hat, am Ball bleiben zu dürfen, dann wird man mit der Zeit selbstbewusster. Man lässt sich dann irgendwann nicht mehr so schnell aus dem Konzept bringen. Dann folgt man nur noch seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Und an diesem Punkt sind wir jetzt.

MusikBlog: Schleichen sich da manchmal auch Einflüsse von außen mit in den Prozess rein?

Andy Cluttenberg: Ich höre wirklich viel und sehr gerne Musik. Ich schalte auch öfters mal das Radio an. Aber wenn wir im Songwritingprozess stecken, dann blende ich alles andere aus. Ich will nicht irgendwas aus dem Radio toll finden, und das dann am Ende auch auf unserem Album wiederfinden. Das wäre irgendwie schief.

James Hatcher: Mir geht es da ähnlich. Ich kann mich erinnern, dass ich während einer Tour mal ganz viel Frank Ocean gehört habe. Als wir dann danach wieder an neuen Demos gearbeitet haben, waren da plötzlich ganz viele Sounds am Start, die genauso klangen, wie die, die man mit Frank Ocean in Verbindung setzt. Das war so ein richtiger Wachmacher für mich. Seit dem höre ich während des Songwritings nur noch Musik von uns. (lacht)

MusikBlog: Ihr habt diesmal wieder einige spannende Gäste mit dabei (Khalid, Griff, Niki, Pink Sweats und Sofía Valdés). Welche Punkte sind euch wichtig, wenn es um mögliche Gäste für eure Songs geht?

Andy Cluttenberg: Normalerweise haben wir da keine interne Checkliste. Meist ist es so, dass wir selbst große Fans der jeweiligen Künstler sind. Dann muss es natürlich auch vom Stimmbild passen. Die Leute müssen Zeit haben. Und dann läuft das eigentlich immer ganz problemlos ab. Am Ende sind dann alle Beteiligten glücklich und inspiriert. Das ist dann immer wieder ein großartiges Gefühl.

MusikBlog: Ihr kennt euch nun schon ziemlich lange. Wie würdet ihr euren Gegenüber beschreiben? Was ist der Schlüssel eures Erfolgs?

Andy Cluttenberg: Das ist eine gute Frage. (lacht) Nein, im Ernst: Wir kennen uns wirklich schon sehr lange, viel länger als es Honne gibt. Ich denke, dass da irgendwann eine Vertrautheit entsteht, die Vieles erleichtert. Wir wissen mittlerweile genau, wie der andere tickt. Man weiß, wann es an der Zeit für eine Ruhepause ist. Wir geben uns die Freiräume die wir brauchen.

James Hatcher: Wir haben auch immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten. Das bleibt nicht aus. Aber wir diskutieren dann und gehen sehr respektvoll und vertraut miteinander um. Es ist wie in einer guten Ehe. Wichtig ist, dass man eine ausgewogene Balance findet. Wir sind beide in verschiedenen Bereichen auch anders drauf. Wenn der eine etwas forscher ist, dann ist es gut, wenn der andere dann mit etwas mehr Ruhe dagegenhält. So kommt nichts aus dem Gleichgewicht.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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