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Marteria – 5. Dimension

Man sollte meinen, dass die wilden Zeiten mit fast 40 vorbei sind und man den Kater schon längst gegen den Sonntagsspaziergang mit dem Nachwuchs beim Power-Smoothie im wohnsiedlungseigenen Park eingetauscht hat. Nicht so Marten Laciny alias Marteria, der mit „5. Dimension“ eine Hymne auf die Nacht geschrieben hat.

Insofern macht es also Sinn, dass das fünfte Studioalbum des Rappers deutlich tanzlastiger ausfällt als seine vergangenen Platten. Das dürfte zu Teilen sicher auch an DJ Koze oder Siriusmo liegen, die als Produzenten ihre Finger mit im Spiel hatten.

Dabei hätte man bei der Entstehungsgeschichte von „5. Dimension“ ganz andere Klänge erwarten können. Aufgrund des coronabedingten Lockdowns war der Rostocker vier Monate auf der Karibikinsel Barbados gestrandet und begann dort die Arbeiten zur Platte. Aber statt Reggae-Klängen liefert Marteria Sprechgesang, gepaart mit wummernden Clubbeats.

Am Offensichtlichsten ist das in Songs wie „Love, Peace & Happiness“, zu dem Marteria sich ÄTNA und Yasha eingeladen hat. Zeilen wie „Akku immer voll, bin geladen / Bin dein Beastie Boy, bin den Marten / Kämpf‘ für dein Recht auf Party / Komm mit meiner Seven Nation Army“ sprechen eine eindeutige Sprache. Dazu gibt es wilde Elektro-Beats, die man guten Gewissens in die Sparte EDM einordnen kann, soll, muss?

Songs wie diese haben außerhalb der Tanzfläche eher wenig Daseinsberechtigung. Aber hey, wer an einem Freitagabend „wieder mal auf der Jagd nach Happiness, Love, Peace & Happiness oh-oh-oh“ ist, dem dürfte Marteria den passenden Soundtrack geliefert haben.

Aber man weiß ja, dass Marteria auch anders kann. Denn trotz aller Feierwut kommt auch auf „5. Dimension“ immer wieder dieser Hauch von Melancholie durch, den der Norddeutsche schon immer in sich trug.

Auch wenn man es bei einem Songtitel wie „DMT“ nicht unbedingt vermutet, findet Marteria genau hier seine ruhigen Töne. Mit Zeilen wie „Ja das Leben ist schön / Warum rennt, warum rennt es nur so / Ich bleib‘ einfach kurz stehen“, verbalisiert er Gedanken, deren Häufigkeit in einer proportionalen Zuordnung mit der Zunahme des Alters stehen.

Also ist Marten doch ein bisschen erwachsen geworden? Man ist sich nicht so sicher, proklamiert er doch noch einige Songs vorher in „Traffic“ zu hypnotischen Beats, die sich mit melancholischen Synthies abwechseln, gegen Ende wie besessen „Man lebt nur einmal“.

Vielleicht ist es gerade dieser Spagat, der „5. Dimension“ ausmacht. Das Schöne ist, wenn man sich auf den musikalischen Trip von Marteria einlässt, durchlebt man zwar durchzechte Clubnächte, der Kater am nächsten Tag bleibt aber definitiv aus.

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