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Pokey LaFarge – In The Blossom Of Their Shade

Andrew Heissler alias Pokey LaFarge ist ein Zeitreisender. Geboren 1983, 38 Jahre alt, fiel seine Jugendzeit eigentlich in die Hochphase von Britpop, Boybands und 90s-Techno. Trotzdem interessierte er sich immer schon mehr für Hemingway-Texte oder alten Blues und Folk – wie der von Peter La Farge, von dem er sich den Künstlernamen abschaute.

Seit neun Alben widersteht LaFarge tapfer dem Zeitgeist, und auch bei der zehnten LP, „In the Blossom Of Their Shade“, deutet nichts, absolut gar nichts darauf hin, dass es sich hier um Musik aus dem Jahr 2021 handelt. Es ist eine Platte, die man so genauso aus den hinteren Winkeln von Opas Plattenschrank hervorkramen könnte.

Nicht 2021 hört man hier, sondern den Country-Blues etwa der 50er. Die Songs sind klein und simpel. Für heute geprägte Pop-Ohren fast irritierend ist die schlichte Produktion, die einfache Instrumentierung: ein beschwingter Rhythmus, eine Gitarre mit LaFarges Gesang, hier und da etwas Pianogeklimper, sonst nichts.

Das Feeling: mal locker-leicht („Get It ‘Fore It’s Gone”), mal gemütlich-schmachtend („Drink Of You“), die Texte: herrlich kitschig („To Love Or Be Alone“). Etwas angelaufen klingt die Aufnahme, hier und da knackts – für das wohlige Schallplatten-Gefühl selbst bei Spotify.

Doch selbst einen Vergangenheitsmensch wie Pokey LaFarge holt manchmal die Gegenwart ein. Eigentlich hatte er im Frühjahr 2020 auftreten wollen, um sein damals aktuelles Album „Rock Bottom Rhapsody“ zu supporten. Dann kam die Pandemie, LaFarge strandete in East Austin und schrieb direkt die nächste Platte.

Die Songs seien geradezu aus ihm herausgeflossen, heißt es auf seiner Webseite. Und sie stehen unter dem Eindruck der Isolation von damals. Der Schlusstitel „Goodnight, Goodbye (Hope Not Forever)“ etwa handele von der Sehnsucht, dass bessere Zeiten kommen werden, auch, wenn es gerade nicht so aussehe. Ganz schön zukunftsgewandt für so eine Retro-Platte.

Diese Message kann man im Lichte der vergangenen Monate verstehen, muss man aber auch nicht. Wie das Hoffen auf bessere Zeiten nämlich ist auch die Musik, die Pokey LaFarge hier einmal mehr abliefert: ziemlich zeitlos.

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