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Nation Of Language – A Way Forward

Hinter Nation Of Language steckt ein bemerkenswerter Hype, den in einem nicht alltäglichen Schachzug sowohl Kritiker*innen, als auch Fans gemeinsam befeuern. Dabei galten die New Yorker eine ganze Zeit lang nach ihrer Gründung 2016 eher als Geheimtipp und erspielten sich ihren Ruf langsam, aber stetig mit einzelnen Singles.

Überraschend ist die Welle der Begeisterung, die kurz nach Beginn der globalen Pandemie so richtig an Fahrt aufnahm, allerdings nicht. Mit dem Debütalbum “Introduction, Presence” vom Mai 2020 machte das Trio deutlich, dass sie das Handwerk von Retro-Synth-Pop, New-Wave und Post-Punk aus den 80ern nicht nur einfach imitieren, sondern nahezu perfekt meistern.

Es sind nicht nur die für so viele Menschen nostalgischen Sounds der Keyboards und Drumcomputer, die Nation Of Language zu Durchstartern machte, sondern auch ihr Geschick, die passenden Melodien und Songstrukturen zu liefern, die verdammt nah an Vorbilder wie New Order, Kraftwerk oder OMD heranreichen. Die unterkühlte, leicht neblige und treibende Stimmung von damals kommt dabei quasi wie von selbst.

Mit dem zweiten Werk “A Way Forward” steht nun fest: Das Debüt war nicht einfach ein glücklicher Treffer ins Schwarze, sondern ein genau kalkulierter und wissend ausgeführter Schlag. Noch intensiver wabern die Synthesizer bis ins Knochenmark, die wavige Soundkulisse ist noch sorgsamer und detailverliebter konstruiert und die Melodien sowohl von Ian Devaneys eisig kalter Stimme, als auch den Instrumenten hätten die Band vor 35 Jahren abrupt zu Weltstars gemacht.

Gelegentliche Ausflüchte in gute Laune und Indie-Pop wie beim Debüt filtert die Band konsequent aus, um sich vollständig auf ihre Synth-Kunst zu konzentrieren. Das bedeutet auch, wie im Opener “In Manhattan” den Gedanken einer klassischen Band hin und wieder außer Acht zu lassen und elektronische Klangkonzepte und Soundwände fernab von echten Schlagzeugen, nachvollziehbaren Songabläufen und Hooks zu erlauben.

Allerdings ist das nur eine der Facetten von “A Way Forward”, denn ein Song später treibt “Across That Fine Line” mit drängendem, jedoch poppigem New-Wave voran und lässt zwischendurch sogar das Tanzbein schwingen.

Nation Of Language merkt man an, dass sie als Vorarbeit ausgiebig untersucht, studiert, hinterfragt, auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt haben – nicht nur die Bands, an denen sie sich orientieren, sondern auch ihre eigene Arbeitsweise.

Heraus kam ein Album, das als Studie über ein ganzes Genre gesehen werden sollte, welches zwar oberflächlich mit einigen Klischees und Grundbausteinen imitiert werden kann, in “A Way Forward” jedoch sein wahres Potenzial zum Träumen, Trauern, Tiefenentspannen und Tanzen aufzeigt. Wer sich heutzutage an authentischen und wavigen 80s-Synth-Pop versucht, muss sich derzeit an Nation Of Language messen.

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