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Blood Red Shoes – Ghosts On Tape

Das sechste Album der Blood Red Shoes steht ab Freitag dieser Woche im Regal und mit ihm die Frage, ob es dem in Brighton gebürtigen Duo auch diesmal gelingt, Eigenreferenzen und damit verbundene Abnutzungsseffekte so souverän zu umschiffen wie bisher.

Getrieben von Laura-Mary Carters Gitarre und Steven Ansells Schießbude, feuerte die Band nach dem ersten Aufschlag „Box Of Secrets“ im Jahr 2008 kontinuierlich weitere Alternative-Rock-Perlen in die Landschaft, die trotz limitiertem Personal und Equipment wenig antizipierbar blieben.

Nach einer dringend notwendigen Trennung und ausreichender Distanz ihrer Lebensmittelpunkte, kehrten sie 2019 mit „Get Tragic“ und ausgeklügeltem Pop-Rock zurück, produzierten im langen Schatten vom Corona-Virus, das sie wieder näher zusammenrücken ließ, „Ghost On Tape“ noch vor der zuletzt erschienenen „Ø“- EP, brillierte darüber hinaus Laura-Mary Carter erst kürzlich mit ihrer Mini-Debüt-LP „Town Called Nothing“.

Mit dem Konsum von Podcasts über Mord und Totschlag, verbunden mit der Lust am Morbiden, lag die Grundidee einer Platte auf dem Tableau, auf der sie einladen, an ihren dunkelsten Gedanken, ihren “Geistern”, teilzuhaben, die – auf Tonspuren gefangen – ein so latentes Unbehagen verbreiten wollen, wie es die Spooky-Interlude-Trilogie „Seque“ zusammenfasst.

Was sich via „Morbid Facination“ und „I Am Not You“ schon ankündigte, setzt sich auf Albumlänge fort: eine bis dato nicht dagewesene Vielschichtigkeit, in der rohe Riffs auf donnernde Drums treffen, fordernder Gesang Lücken in eine Sound-Front reißt, in welcher elektronischen Komponenten viel Platz gelassen wird und mit der sich Blood Red Shoes abermals ein neues Level erspielen.

Der Auftakt „Comply“ wird noch mühsam an der Piano-Kette gehalten, andere Songs explodieren vom Start weg. Schießt „Give Up“ wie eine Flipper-Kugel in seine Umlaufbahn, um dort nach dem Verglühen in Harmonie aufzuerstehen, hält verschlepptes Tempo „Sucker“ wie “Begging” auf Hochspannung, wird eingangs von „Dig A Hole“ Breitwandigkeit von Muse-hafter Unfänglichkeit zelebriert,

An einigen Stellen moll-lastig verdüstert, findet sich woanders wiederholt Poppiges, glänzt “I Lose Whatever I Own” mit schon fast arroganter Coolness, bewahren die längst symbiotisch agierenden Protagonisten der Produktion mit dezent platzierter Unwucht Garage-Charme bei.

Die Stücke von „Ghost On Tape“ erzählen von Außenseiter-Charakteren, eine Rolle, in der Steve Ansell auch die Band verortet sieht. Wer diese derartig kultiviert, möge noch lange in ihr aufgehen.

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