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Warm Graves – Ease

Licht aus, Augen zu, Warm Graves an. Wo befinden wir uns? In einer verlassenen Großstadt-Ruine am Ende der Zeit? Auf dem besiedelten Mond mit Blick auf die Erde?

Es sind diese virtuellen Realitäten, die im Kopf entstehen, wenn man diese Endzeit-Musik hört. Wummernde Soundflächen schaffen die dystopische Grundstimmung und endlos zirkulierende Drum-Motive sorgen dafür, dass diese unruhige Getriebenheit nie ganz aufhört.

Warm Graves ist ein Projekt um den Leipziger Komponisten Jonas Wehner, das sich dort vor gut zehn Jahren gefunden hat, und sich eine Sci-Fi-delic-Rockband nennt – psychedelische Klangexpeditionen wie aus einem Science-Fiction-Film.

Wie das klingt, konnte man zuletzt 2014 auf dem Debütalbum „Ships Will Come“ hören: weiträumige Soundflächen, treibende Rhythmus-Loops und ein Chor als Leadstimme.

Auf dem Nachfolger-Album hat die Band den Chor durch eine Einzelstimme ersetzt, die weit von uns entfernt in den offenen Raum singt. Der Rest ist geblieben, das Düstere, das Geheimnisvolle.

Es ist diese Atmosphäre, die „Ease“ ausmacht, besonders den gleichnamigen Track (Songs kann man die Albumtitel eigentlich kaum nennen): Industrielle Depeche-Mode-ähnliche Beats stampfen wie die Kolben eines Maschinenwesens, geisterhafte Soundflächen sorgen für einen kalten Schauer.

Herzstück ist aber „Neon“, das über fast zehn Minuten hinweg, mit vertrackten Synths und dem lethargischen Gesang, einen richtigen Sog entwickelt. Nur kommt der Track, als der Dreh- und Angelpunkt des Albums, der er ist, etwas früh. Nach diesem Epos wirken die folgenden Titel erstmal wie eine Abkühlung – erst gegen Ende erreicht „Ease“ wieder diese Dichte.

Nichtsdestotrotz bleibt das zweite Werk der Warm Graves eine Erfahrung, die nicht von dieser Welt scheint.

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