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Sea Girls – Homesick

Und schon wieder so ein breitbeiniges Quartett, das über den Kanal rüberschwappen und durch Stadionluft aufgebläht in Richtung Pop-Olymp davon schweben will, während es im Herzen gerne The Killers wäre, doch dafür leider knapp 20 Jahre zu spät dran ist.

Die Rede ist von dem nächsten Insel-Hype, der auf den Namen Sea Girls hört und bereits mit dem Debüt „Open Up Your Head“, das mittlerweile knappe eineinhalb Jahre auf dem Buckel hat, seine Ambitionen klar machte: Power-Pop für die ganz großen Mitsing-Chöre.

Das hat sich auf auf „Homesick“ nicht geändert. Ein etwas ironischer Albumtitel, denn wann hat man jemals so viel Zeit zu Hause verbracht wie in den letzten beiden Jahren? Aber das ist gar nicht der Hintergrund, den Sea Girls bei diesem Titel hatten. Laut Frontmann Henry Camamile geht es auf „Homesick“ vor allem um den Wunsch danach, irgendwo dazuzugehören und die eigene Identität zu entdecken.

Zu welchem Club die Sea Girls gerne gehören würden, ist bereits nach dem Opener „Hometown“ offensichtlich: dem der unsterblichen Indie-Hits der 00-Jahre, die damals von den Strokes oder den Arctic Monkeys wie am Fließband produziert wurden, und trotzdem bis heute den Höhepunkt eines jeden Indie-Tanzabends bilden.

Aber irgendwie fehlt den Sea Girls das gewisse Extra, um in den Kreis dieser Ehrwürdigen aufgenommen zu werden. „Hometown“ ist zu bemüht. Man hat genau diese Art von Song zu oft gehört, um sich davon noch mitreißen zu lassen.

Ein Schicksal, das auch „Lucky“ teilt. Da kann Camamile im Refrain noch so oft beschreien, dass er heute Nacht „on fire“ ist und sich „fucking lucky“ fühlt. So richtig will der Funke trotzdem nicht überspringen. Aber man könnte sich vorstellen, dass das live vielleicht anders aussieht.

Interessant wird es auf „Homesick“ hingegen, wenn die Sea Girls sich trauen, ihre Komfortzone zu verlassen, wie beispielsweise bei „Cute Boys“. Was als Akustik-Ballade beginnt, bei der Camamile seine Stimme bereits in ungewohnter Weise strapaziert, nimmt im Laufe des Songs immer mehr Fahrt auf, bis beim krachigen Finale nicht nur Camamiles Stimmbänder zu reißen drohen, sondern auch das Instrumentarium in jeder Richtung austritt.

Beim nächsten Album bitte mehr von dieser Experimentierfreude.

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