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Die Zeit war schon sehr speziell – Kurt Vile im Interview

Mit seinem markanten Slacker-Pop schwimmt Kurt Vile nun schon seit vielen Jahren gegen den Mainstream. Vier Jahre nach seinem letzten Singer-Songwriter-Meisterwerk “Bottle It In” meldet sich der kauzige Ami mit dem Lou Reed-Organ endlich mit seinem neuen Studioalbum “(watch my moves)” zurück. Kurz vor der Veröffentlichung des neuen Schaffens trafen wir Kurt Vile zum Interview und plauderten über Jerry Lee Lewis, den Wu-Tang Clan und die Fine Young Cannibals.

MusikBlog: Kurt, dein letztes Studioalbum liegt bereits seit vier Jahren in den Regalen. Du warst in der Zwischenzeit ja nicht untätig. Wann aber war der Moment, als dir klar wurde, dass die Zeit für ein neues Album mal wieder reif ist?

Kurt Vile: Eigentlich war es gar nicht geplant, so lange mit einem neuen Album zu warten. Das hat sich dann eher den Umständen geschuldet so ergeben. Ich wollte mir schon vor der Pandemie ein kleines Heimstudio einrichten. Das hat sich dann mit Corona-Beginn auch sehr entspannt und entschleunigt bewerkstelligen lassen. Die Produktion selber war dann ein ganz normaler Prozess. Die Zeit war schon sehr speziell, keine Frage. Aber ich habe sie auch genossen. Ich habe viel mit meiner Familie unternommen. Das war auch sehr schön. Ich bin sehr dankbar dafür.

MusikBlog: “(watch my moves)” ist der Titel des neuen Albums. Was steckt dahinter?

Kurt Vile: Oh, “Watch My Moves” ist eine Zeile aus dem Lied “Mount Airy Hill”. Ich weiß nicht, ich fand die Zeile irgendwie passend und cool. Da steckt eine besondere Attitüde dahinter. Das klingt ein bisschen nach Jerry Lee Lewis, der ein paar coole Dance-Moves aufs Parkett legt.

MusikBlog: Musikalisch fällt auf, dass du mit vielen verschiedenen Sounds agierst und spielst.

Kurt Vile: Ja, die ganze Sache mit dem Homerecording hat sich irgendwann in alle Richtungen ausgeweitet. Das war ein wirklich toller und inspirierender Prozess. Ich konnte einfach viele Dinge ohne Druck ausprobieren. Es gab Tage, da haben akustische und elektrische Gitarren den Aufnahmeprozess dominiert. An anderen Tagen war ich dann im Pro-Tools-Fieber. Dann habe ich mit Drum-Beats und verschieden Synthesizern experimentiert. Manchmal stand da auch nur ein Kassettenrecorder, der einen magischen Moment festgehalten hat. Man muss einfach nur immer bereit sein, egal für was. Das ist der Schlüssel.

MusikBlog: Lässt du dich während dieser Zeit auch von anderer Musik inspirieren?

Kurt Vile: Auf jeden Fall. Ich bin besessen von Musik. Diesmal habe ich viel Hip-Hop gehört. Die alten Wu-Tang-Clan-Scheiben liefen rauf und runter. Ich habe aber auch andere Sachen gehört. PJ Harvey, Sun Ra: Ich bin eigentlich immer neugierig und offen für alles.

MusikBlog: Was war dir diesmal auf der Textebene besonders wichtig?

Kurt Vile: Die Texte bedeuten mir immer sehr viel. Da bin ich auch immer sehr stolz drauf. Im Grunde gibt es keine Vorgaben, kein Konzept und auch keinen roten Faden. Es muss einfach ein ehrliches und authentisches Gefühl übermittelt werden. Um was es am Ende genau geht, das spielt meist keine wirklich keine so große Rolle. Wichtig ist, dass es echt und positiv ist. Ein Song kann noch so dunkel oder stressig klingen, am Ende sollte immer etwas Positives bleiben.

MusikBlog: Du hast auch diesmal wieder einige interessante Gäste mit an Bord (Cate Le Bon, die Schlagzeugerinnen Stella Mozgawa und Sarah Jones sowie James Stewart vom Sun Ra Arkestra). Nach welchen Kriterien wählst du deine Albumgäste aus?

Kurt Vile: Es gibt eigentlich nur ein Kriterium: Ich muss die Leute und ihr Schaffen abfeiern. So lief es auch diesmal. Mit Stella arbeite ich schon seit 2013 zusammen. Mit James wollte ich immer schon einmal zusammenarbeiten. Die Kollaborationen ergeben sich aus der Emotion heraus. Leute, die ich toll finde, mit denen möchte ich auch gerne arbeiten.

MusikBlog: Du hast auch in der Vergangenheit schon oft mit anderen Künstlern zusammengearbeitet. Welche Kollaboration hat dich bis zum heutigen Tage am meisten beeindruckt?

Kurt Vile: Ich fand bisher alle Begegnungen spannend und inspirierend. Man kann die Zusammenarbeiten auch nicht miteinander vergleichen. Es stecken immer andere Menschen und Persönlichkeiten dahinter. Wenn ich beispielsweise an die Zeit mit Courtney Barnett (Kurt nahm mit Courtney das Album “Lotta Sea Lice” auf) und J Mascis (Kurt war in den Produktionsprozess des letzten Dinosaur Jr.-Albums “Sweap It Into Space” involviert) denke, dann sind da zwei völlig verschiedene Welten präsent, die aber beide mit ganz großartigen und einzigartigen Erinnerungen verbunden sind.

MusikBlog: Du coverst auch immer mal wieder gerne. Vor zwei Jahren hast du eine Cover-EP mit Songs von John Prine und Prince veröffentlicht (“Speed, Sound, Lonely KV”). Drehen wir den Spieß mal um. Wenn du dir einen Künstler aussuchen könntest, der einen Song von dir covert: Wer wäre das?

Kurt Vile: Oh, das ist eine sehr interessante Frage. (lacht) Ich glaube, dass ich es ziemlich cool finden würde, wenn Willie Nelson mal einen Song von mir covert.

MusikBlog: Gehört Willie Nelson auch zu deinen ganz persönlichen Ur-Einflüssen? Welche Musik, welcher Song, welcher Künstler war verantwortlich dafür, dass dich das Thema Musik irgendwann gepackt und nicht mehr losgelassen hat?

Kurt Vile: Ich kann mich noch sehr gut an diesen einen Moment erinnern, als ich mit einem Kumpel zusammen den Song “She Drives Me Crazy” von den Fine Young Cannibals gehört habe. Das muss irgendwann Anfang der Neunziger gewesen sein. Ich weiß noch genau, dass ich den Song ein Tag später nochmal irgendwo in einem Einkaufsladen gehört habe. Das war so ein ganz besonderer Moment, weil der Song irgendwie immer noch total cool klang. Ich würde wirklich sagen, dass dieser Song meine Liebe und Leidenschaft zur Musik geweckt hat.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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