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Angel Olsen – Big Time

Angel Olson dürfte es nicht nicht leicht gefallen sein, sich an „All The Good Times“ aus dem Opener ihrer sechsten Platte “Big Time” zu erinnern, angesichts dessen, dass sie kurz vor Beginn der Produktion beide Eltern verlor.

Die Kraft, die sie durch eine neue Liebe erfuhr, half, nach vorn zu blicken und wird in Kombination mit der Demut an die kleinen Dinge des Lebens, die die Pandemie zurück ins Bewusstsein gerufen haben sollte, ein thematischer Faden sein, der sich durch „Big Time“ zieht.

Die zehn neuen Tracks, eingespielt mit ihrer langjährigen Komplizin Emily Elhaj am Bass und Drew Erickson, der für Klavier, Orgel und Streicherarrangements zuständig war, halten die musikalische Balance zwischen Verlust, Zuversicht und jener Bodenständigkeit, die sie inzwischen am Lebensmittelpunkt Asheville, North Carolina, gefunden hat.

Der „Whole-New-Mess“- Nachfolger wiegt sich wiederholt im Slow-Folk-Modus, wurden dem Werk im kalifornischen Fivestar Studio von Co-Producer Jonathan Wilson (bereits als Musikdirektor der Roger-Waters-Welttournee im Einsatz), aber viel mehr als eine country-affine Facette mit auf dem Weg gegeben.

Schnell verwandelt sich „Through The Fires“ vom Piano-Drama zur Revuefilm-Melodie, bläst sich „Go Home“ zum Big-Band-Format auf, geben sich im Albumverlauf die intensiven Momente die Klinke in die Hand.

Es glitzert das watteweiche „Dream Thing“ wie ein Sternenhimmel, wirbelt die Orgel in „Ghost On“ viel emotionalen Staub auf, bindet ihre Stimme „All The Flowers“ zu einem melancholischen Strauß, tropft aus jeder glamourösen Note von „Chasing The Sun“ tiefe Sehnsucht.

Angel Olson platziert entfernt vom Lofi-Charme ihres Frühwerkes und der Pop-Attitüde der voluminösen Single „Like I Used To“ mit Sharon Van Etten  ein so solonisches wie kraftvolles Album, auf dem ihre kompositorische Handschrift jene Stärke besitzt, mit der sich schon Cat Power, Dear Reader und Lana Del Rey ausdrückten.

„To remember the ghost/Who exists in the past/But be freed from the longing/For one moment to last.” singt die Protagonistin – ihrem Seelenfrieden scheint sie damit ein Stück näher gekommen.

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