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Moderat – Live im Carlswerk Victoria, Köln

Im Inneren des Carlswerk Victoria macht der (gefühlte) Sommer an diesem Donnerstagabend eine kurze Pause. Denn auch wenn man im Carlswerk vor der unerträglichen Hitze dieses Sommertages nicht gefeit ist – ganz im Gegenteil – schaffen es die Pollen, die draußen schon ihre Bahnen ziehen, anscheinend nicht in die große Fabrikhalle, in der an diesem Abend Moderat auftreten sollen – Jackpot!

Es laufen also weniger Nasen und dafür viele Kaltgetränke über die Theken, ehe erst Catnapp und dann Moderat die Bühne betreten. Catnapp, die argentinische Produzentin, zieht mit einem reduzierten Set schon eine beachtliche Menge des Publikums in die stickigen Hallen und profitiert dabei auch vom beeindruckenden Sound der Location.

Etwas später und nach einigen Umräumaktionen auf der Bühne nehmen dann auch Moderat Platz an ihren jeweiligen Setups. In der Mitte und leicht erhöht steht Apparat, gebürtig Sascha Ring, während Modeselektor, Sebastian Szary und Gernot Bronsert, schwach beleuchtet und wie Silhouetten hinter den DJ-Setups an linker und rechter Seite auftauchen.

Die ausverkaufte Halle, die vom DJ-Trio in dieser Woche sogar zweimal bespielt wird, wird erst von ekstatischem Jubel durchdrungen, ehe der Beginn des Sets die Aufmerksamkeit der Besucher*innen vollends auf die Bühne konzentriert.

Schon der Anfang des Sets kündigt an, welchem Konzept sich die Gruppe auf ihrer “MORE-D4TA”-Tour verschrieben hat. Tracks des aktuellen Albums wechseln sich immer wieder ab mit Liedern früherer Alben, die Moderat vor ihrer vorläufigen Trennung im Jahr 2017 veröffentlicht hatten.

Das Konzept scheint aufzugehen, nicht nur, weil dem Publikum die neuen Tracks des gerade erst veröffentlichten Albums so häppchenweise präsentiert werden, sondern auch, weil das neue Album auf vergleichsweise atmosphärische Lieder setzt, die sich wie entschleunigende Puffer zwischen die ikonischen und treibenden Tracks früherer Veröffentlichungen legen.

Auch das Konzept retrofuturistischer Science-Fiction, das auf “MORE D4TA” omnipräsent ist, findet sich im Auftritt der Gruppe wieder. Eine riesige LED-Wand kommentiert die Musik im Hintergrund, lässt immer wieder ominöse Zahlen im Stile von Matrix, Neuinterpretationen des Moderat-Logos, und wellenförmige Lichtimpulse aufblitzen, die die Künstler einrahmen.

Die Hintergrundbeleuchtung, die von der LED-Wand ausgeht, bestimmt darüber, ob Ring, Szary und Bronsert nur als vage Umrisse zu erkennen sind oder gänzlich in der Dunkelheit aufgehen, die von der spärlich beleuchteten Bühne ausgeht.

Beleuchtet und umgeben von vier Lichtsäulen wird sonst zumeist nur Apparat, der als einziger Sänger der Gruppe natürlicherweise in den Mittelpunkt drängt und nur beiseite tritt um den zitierfähigen Botschaften Platz zu machen, die auf der LED-Wand dem Untergrund huldigen: “Hell is Above”.

“New Error” und “Bad Kingdom”, zwei der größten Hits des Trios, sorgen als Teil der letzten Tracks des Sets für weitere euphorische Zurufe und die endgültige Versöhnung mit all denjengen, die sich vor fünf Jahren noch darüber sorgten, ob sie die drei Musiker überhaupt noch zusammen auf der Bühne erleben würden.

Das Ende des regulären Sets wird vom Publikum trotzdem kollektiv und lautstark abgelehnt, woraufhin Moderat satte zwei Zugaben spielen. Besonders “FAST LANDS”, der langsamere, konspirative Titeltrack von “MORE D4TA”, lässt die Zugabe wie ein zweites, separates Konzert mit einem eigenen Spannungsbogen wirken, der in “Nr. 22” und “Intruder” sogar zwei konsekutive Gipfel findet.

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