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Black Honey – Live im Nochtspeicher, Hamburg

Der Raum des Nochtspeichers mit der schönen Holzbalkendecke nahe des Hafens füllt sich langsam. Die Setlists auf der Bühne schauen so aus, als ob der Support Teo Wise entfällt. Die Hälfte der vorderen Reihen freut sich, dass sie es doch noch rechtzeitig zu Jaguwar in den Hafenklang schaffen. Tickets werden getauscht und gekauft.

Aber erst Black Honey hier im Nochtspeicher. Junge Band aus Brighton, doch immerhin schon acht Jahre fast unverändert unterwegs. 20:00 Uhr vorbei, der Laden gerade mal gut zur Hälfte gefüllt. Sieht man aktuell leider zu oft. Corona-Nachwehen? In den Theatern schaut es auch nicht so viel anders aus. Sehr schade für kleinere Bands und Clubs. Der Laune tut es keinen großen Abbruch. Das überwiegend junge und weibliche Publikum fiebert schon.

Dann beginnt es mit „All My Pride“vom Debütalbum. Gemütlich eingängiger Rock. Die Vier auf der Bühne steif, noch nicht ganz überzeugt, ob sie wirklich schon spielen. Wirkt routiniert und eingeübt.

„Beaches“ von der neuen Platte schließt nahtlos an. Izzy in Plateaus und mit gewohntem Glitter unter den Augen liefert ihren Gesang auf den Punkt. Eher unbeteiligter Blickfang als Mittelpunkt. Latentes Mitwippen im Publikum. Weit verteilt, große Abstände. „Where we can have fun…“ der Refrain kommt zögerlich an.

“OK” und “Madonna” geben einen kleinen Einblick, wofür alle gekommen sind. Die Spannung auf der Bühne löst sich sukzessive. Dumpf schnarrende Gitarren wechseln mit trockenen Drums. Die Vocals kommen intensiver, es wird lauter.

„Back Of The Bar“. Izzy kann es immer noch nicht glauben, dass sie nach den letzten zwei Jahren wieder auf der Bühne in Clubs stehen dürfen. Ihre Bewegungen werden smoother, sie räkelt sich latent aggressiv zur Musik.

„Spinning Wheel“ könnte der Soundtrack für einen weiteren Teil von Kill Bill werden. „Believer“, „Dig“ und „Somebody Better“ gehen gut durch. „Fire“ dann ein erstes echtes Highlight. Gewidmet allen Frauen und nicht binären Menschen.

“We’re raised in hell, it’s time for a change; We are all diamonds shining in the dirt; I know exactly what I deserve” … ”We are fire. I don’t apologize”.  Izzy das erste Mal wirklich dabei. Sie lebt den Track in tiefer Emotion mit feuchten Augen. Emotionaler Befreiungsschlag auf der Bühne. Jetzt spielt sie keine Rolle mehr, jetzt ist sie in der Musik.

Passend folgt „I Like The Way You Die”. Wohl bekanntestes, intensivstes und lautestes Stück. Bewegung. Auf der Bühne wie im Publikum. Beine wollen nicht mehr stillhalten, die vorderen Reihen sind wach.

Kurz später „Out Of My Mind“. Neuer Track. Das allererste Mal vor Publikum. Straighter, klassischer Track. Ohne Überraschung, kommt mit unterschwelligem Drive gut an. Berührt von der Reaktion im Publikum gleich nochmal die Hälfte als Zugabe im Song wiederholt. Zur Feier des Live-Debüts des Songs stellen sie die Wasserflaschen weg und steigen um auf Bier.

Das Publikum komplett nach vorne an die Bühne beordert, Pandemie-Abstand ist vorbei. Der Refrain von „Corrine“ umgemünzt in „Rosa, come back to me“ – der Name einer jungen Fan-Dame in der ersten Reihe. Gemeinsam in Umarmung mit ihr und ihrer Freundin gesungen.

Die Dämme sind final gebrochen. Der Refrain vom Knaller „Disinfect“ schafft kleine lokale Moshpits. Die Temperatur steigt, der Schweiß fließt. Mit „Run For Cover“ noch gut einen drauf. Zugabe fällt flach.

Musikalisch einfach gestrickt. Mitreißender, solider Indie-Rock mit alternativ angehauchten Ausflügen. Das nächste Mal nehmen wir einfach nur die zweite Hälfte des Gigs mit, das ist Mehrwert über den Alltag hinaus. Black Honey, vor allem Izzy als Persönlichkeit, interpretieren auf der Bühne ein verstaubtes Genre modern mit weiblichem Selbstbewusstsein.

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