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Yann Tiersen – 11 5 18 2 5 18

„11 5 18 2 5 18“. Auf diesen Namen hört das neue Album von Yann Tiersen, der vor mittlerweile 21 Jahren mit seinen Kleinoden zum Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ den gefühlten Startschuss für den Einzug instrumentaler Klaviermusik in die Popkultur setzte.

Von dieser Besinnlichkeit ist auf dem 13. Studioalbum des Franzosen allerdings kaum mehr eine Spur wahrnehmbar. Vielmehr ist der kryptische Name, der zumindest bei Lost-Fans tieferliegende Traumata bezüglich nie gelüfteter Geheimnisse um bestimmte Zahlenkombinationen auslösen dürfte, ein Vorbote auf die Experimentierfreude, die einen auf diesem Album erwartet.

Denn mit klassischem Songwriting haben die neun Songs nichts mehr zu tun. Tiersen geht den elektronisch angehauchten Ambient-Weg, den er mit „Kerber“ einschlug, konsequent weiter und legt eine ordentliche Portion Tanzwut obendrauf.

Es verwundert nicht, wenn man liest, dass „11 5 18 2 5 18“ aus einem Experiment heraus entstanden ist. Seine überschüssige Vorbereitungszeit auf ein Live-Set nutzte Yann Tiersen, um auf der Grundlage verschiedener Samples neue Stücke zu programmieren und komponieren, die mit ihrem Ausgangsmaterial nicht mehr viel gemein haben.

Statt einzelne Songs hervorzuheben, wirkt „11 5 18 2 5 18“ vielmehr wie eine ausufernde Klangreise, bei der man hier und da anhält, um die sich stetig verändernden Landschaften zu bewundern.

„3 8 1 16 20 5 18. 14 9 14 5 20 5 5 14“ zum Beispiel katapultiert einen mit seinem mystischen Intro, dessen hängende Schallplatte nach und nach um düsteren Sprechgesang und wummernde Beats, die zwischendurch die Hauptrolle spielen, ergänzt wird, vielleicht in eine staubige Vulkanlandschaft. Der Abgrund lädt zum Tanzen ein.

Einen Song später hingegen wacht man zu den sachten Klängen von „11 5 18 12 1 14 14“ nach einer durchzechten Nacht im milden Frühlingstau auf und kann der Sonne in Zeitlupe beim Aufgehen zuschauen, während die Instrumente mit ein wenig Phantasie buntes Vogelgezwitscher imitieren.

Wer in seinem Alltag ein bisschen Zeit findet und sich mental gern auf Reisen begibt, dem sei „11 5 18 2 5 18“ als perfekter Soundtrack ans Herz gelegt.

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