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Mykki Blanco – Stay Close To Music

Wer ist Mykki Blanco – und vor allem wie viele? Angefangen hat 2011 alles mit dem Gedichtband “From The Silence Of Duchamp To The Noise Of Boys”, 2012 folgte die Debüt-EP “Mykki Blanco & The Mutant Angels” und ab da ging es Schritt für Schritt in Richtung Underground-Hype. Es folgten Zusammenarbeiten mit unter anderem Kathleen Hanna und Kanye West und ein gefeiertes Debütalbum. “Stay Close To Music” ist nun schon der Drittling – doch greifbarer ist Blanco hier bei weitem nicht geworden. Und das ist auch gut so.

Mykki Blanco ist queer. Und wer sagt, das sei doch 2022 auch nicht mehr von großer Bedeutung, hat so einiges nicht verstanden. Schließlich gibt es gerade im Hip-Hop trotz all der Lizzos und Lil Nas Xs noch jede Menge Misogynie und Queerfeindlichkeit.

Alleine deswegen wäre diese Platte politisch. Doch auch in den Lyrics setzt sich Blanco Patriarchat, White Supremacy & Co entgegen. Mal radikal, mal sanftmütig. Und fast nie allein. Und alleine diese Gästeliste unterstreicht die eingangs erwähnte Unangepasstheit.

Da gibt es sanften R&B mit Saul Williams und MNEK in “Steps”, der rassistische Vorfälle thematisiert. Zu einem frühen Highlight wird dann “French Lessons”, das in der Albumversion nicht nur ein Feature von Kelsey Lu, sondern auch von ANOHNI bekommt. Und auf diese Stimme ist einfach immer Verlass. Hingebungsvoller wird queere Liebe dieses Jahr auch nicht mehr dargeboten.

Und so geht es dann weiter. R.E.M.s Michael Stipe im The Weeknd-Sound? Aber klar – einfach in “Family Ties” reinhören. Die schönste Feminismus-Hymne des Jahres mit schwungvollen Bläser-Fanfaren und Ah-Mer-Ah-Su am Mikrofon? “Your Feminism Is Not My Feminism” ist da. Breitbeiniger Hip-Hop für den Club mit Slug Christ? Auf zu “Ketamine”. Und auch Devendra Banhart schaut für ein sanftes Zwischenspiel vorbei.

Das führt insgesamt dank visionären Arrangements und vor allem natürlich Mykki Blanco selbst zu einer bewegenden Reise, die angenehm sperrig und dabei vor allem immer ungemein emotional ist.

Und mit den gigantischen Chören von “Carry On” (Featuring Jónsi) und Texten wie “I got HIV, can I still be famous?” und “This is for my sisters” geht es dann zuende, dieses Werk, das nicht viele Fragen beantwortet, aber dafür umso fester in den Arm nimmt. Ganz groß.

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