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Preoccupations – Arrangements

Die Kanadische Band Preoccupations veröffentlicht ihr viertes Album “Arrangements” ohne Support eines Labels und schildert einen düsteren Blick auf unsere heutige Zeit. Anfangs sucht man fast vergebens nach dem übersprühenden Funken, doch nach mehrmaligem Hören entwickelt das Album eine eindrückliche Spannung, die einem wohl oder übel Angstzustände in die Adern treibt.

“Arrangements” mausert sich mit jeder Minute zu einer Platte, die den unaufhaltsamen Marsch der Gesellschaft in Richtung Apokalypse bemerkt und sich einen drahtigen Post-Punk-Palast baut, nur um zu sehen, wie er wieder einstürzt.

Das Quartett aus Alberta, dass sich früher Viet Cong nannte, hat seine Botschaft auf “Arrangements” im Vergleich zu seinen Vorgängerplatten nur unwesentlich verändert. “Everything tastes like the bitter end”, singt Matthew Flegel im fantastischen “Ricochet” spöttisch und verweist damit auf eine unendliche Menge an natürlichem und von der Gesellschaft verursachtem Übel. Der Song erinnert an Interpol in seiner Blüte und lässt die Bunkermentalität der Arrangements offensichtlich vernünftig erscheinen.

Fast humoristisch sagte Flegel in einem Interview zum neuen Album, dass die Platte doch im Grunde nur davon handelt, dass die Welt in die Luft geht und es niemanden interessiert. Mit dieser Aussage wird es immer logischer, dass die Preoccupations unsere unausweichliche Auslöschung als die natürliche Ordnung der Dinge betrachten, warum also dagegen ankämpfen?

“It’s alright, we can celebrate/The evaporating homo sapien race/That’s racing to erase its brief/And glorious existence”, haut uns Flegel im Opener “Fix Bayonets!” um die Ohren und liefert dabei den Soundtrack zum Tag Null.

Preoccupations blühen in einem Zustand des Widerstands auf. Der Gesang drückt gegen ruckelnde Rhythmen, Mike Wallaces Schlagzeug ist mit einem stählernem Hall überzogen, als würde er versuchen, sich den Weg aus einem Bunker graben. Der Klang des Kampfes ist der Klang des Aktivismus.

In “Death Of Melody” klingen Preoccupations nach ineinander greifenden Zahnrädchen in einer verrosteten Kriegsmaschine und vermittelt ein Gefühl der Zwanghaftigkeit. All das gepaart mit Flegels Panikmache über den Klimawandel vermittelt eine Botschaft, die sich nicht überhören lässt.

Leider verliert die Band nach der Hälfte des Albums ihre unorthodoxen Klangmuster und verfällt einem konventionellen Post-Punk-Beat, an dem es aktuell in der Alternative-Musiklandschaft wirklich nicht mangelt. Somit fehlt Flegels leidenschaftlicher Gesangsleistung die dramatische Unterstützung, die sie für ein Meisterwerk benötigen würde.

“Recalibrate” und “Tearing Up The Grass” spielen ebenfalls mit interessanten Geschichten, entwickeln aber leider etwas wenig Dynamik. Aus einem faszinierenden Groove wird ein alltäglicher Trott.

Die Botschaft von Preoccupations ist zwar ehrlich und aufrichtig, aber sie erzeugt fast zu wenig Reibung, um einen Funken zu erzeugen. “They’re selling T-shirts at this crucifixion” ist ein anschauliches, wenn auch etwas totgesungenes Bild: Wir sind in einem Wettlauf nach unten und Mediokrität regiert die Welt. Leider gibt es wohl niemanden unter den Hörer*innen, der dem nicht schon zustimmen würde.

Trotzdem: “Arrangements” ist auf den aktuellen Moment abgestimmt, was ja im Grunde Popmusik unverzichtbar macht. “I don’t believe that we’ll disappear/If we can’t consistently prove we’re here” ist eine so wunderbar ironische und clevere Textzeile, dass man dem Album eine gewisse Mittelmäßigkeit verzeiht, wenn man es auch nur oft genug hört.

Schließlich brauchen auch Menschen mit anhaltend schlechter Laune Stimmungsmusik.

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