MusikBlog - Entdecke neue Musik

TVAM – High Art Lite

Nach vier Jahren plätschert es erneut eklektisch: Joe Oxley alias TVAM legt nach und schenkt seinem 2018er Debütalbum “Psychic Data” ein kleines Geschwisterchen, das auf den vielsagenden Namen “High Art Lite” hört.

Um bei der Allegorie zu bleiben: Während das Erstgeborene noch launenhafter geriet, sich vorwiegend schlicht und schwarz anzog und manchmal Dinge sagte, die auf dem schmalen Grat zwischen pubertärer Katastrophisierung und dem Anruf beim Psychotherapeuten wanderten, könnte Album Nummer zwei nicht verschiedener sein.

Beide bedienen sich derselben Mittel: Oxley, seines Zeichens Ein-Mann-Band, visueller Künstler und Fan von Geschichten aller Formen, liebt die Melange aus psychedelischen Versatzstücken, schwer rüttelnden Synthesizern und ganz viel Atmosphäre.

Wie würde es klingen, wenn Nine Inch Nails und My Bloody Valentine gemeinsam die Beatles circa 1965 covern würden? TVAM versucht sich an einer Annäherung.

Nach dem etwas verkopften, aber dennoch handwerklich einwandfreien Start in die Diskografie folgt nun allerdings ein musikalisch extrovertierter zweiter Teil: TVAM spielt sich, auch ganz alleine, frei und tobt sich in Dur-Exzessen mit enthusiastischer Melodiösität aus.

Wo “Psychic Data” amtosphärisch war, ist “High Art Lite” nun geradezu ätherisch und betörend, voller engmaschiger Arrangements, die zwischen einem langsam donnernden Schlagzeug, fetten Elektro-Klängen und gelegentlichen Gitarren walzen.

Mit dabei ist bei fast jedem Track ein gemächliches Tempo, in dem Melodien und Instrumente sich ausgiebig entfalten und ihre volle Wirkung zeigen. Schwierig dabei ist aber, dass es in vielen Momenten sehr viele Instrumente sind, die unweigerlich in Konkurrenz zueinander treten.

Es ist kein gegenseitiges Umspielen und Ergänzen, sondern ein erbitterter Kampf um den Platz im Scheinwerfer eines jeden Tracks, in dem sehr wenig wirklich strahlen kann und vieles in der Masse untergeht.

Wer so hoch stapelt, erhält am Ende natürlich irgendeine Art Atmosphäre. Auf “High Art Lite” wirkt diese aber irgendwann nur noch überladen und überwältigend, was die verzerrte und übersteuerte Produktion nicht gerade schmälert.

Hinzu kommt, dass nahezu jeder Track fast im selben müßigen Tempo davonschreitet. Im Bestfall würde dies zu einem Album “wie aus einem Guß” führen, auf “High Art Lite” multipliziert sich dadurch nur die Übermannung des Waldes, der vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen ist.

Sehr viel passiert auf “High Art Life”. Im Einzelnen wären die einzelnen Parts sicherlich mehr zu würdigen, allerdings huscht die Aufmerksamkeit bei der Masse an Ansätzen so oft hin und her, bis man es leid ist und lieber gar nicht mehr zuhören mag.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke