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Press Club – Live im Strom, München

Samstagabend, München, Strom. Press Club sind endlich zurück in Deutschland und mehr als froh, nach fast drei Jahren pandemie-bedingter Zwangspause, wieder live spielen zu können. Press Club wollten ihr vor drei Wochen erschienenes Album “Endless Motion” bereits 2020 in Deutschland aufnehmen, aber bekanntlich machte ein musikhassender Virus da einen rosafarbenen T-Strich durch die Rechnung.

Draußen sind früh-winterliche 5 Grad. Frontfrau Natalie Foster, die nur mit kurzen Hosen und T-Shirt bekleidet ist, beherrscht derweil drinnen das ausverkaufte Venue von Beginn an. Jeder ihrer häufigen Aufforderungen zum Mitsingen wird Folge geleistet und Natalie verbringt gefühlt jeden zweiten Song im Publikum.

Mit wildem Haar-Propeller und Aufforderungen an ihre Bandmates Greg Rietwyk (Gitarre) und Iain Macrae (Bass), auf die Monitore zu steigen und von dort in wilder Akrobatik herunter zu springen (was sie selbst mehrfach vorführt) und mit nur wenigen Zentimetern Abstand zum Publikum überträgt Foster die Energie nahtlos auf die Zuschauer*innen.

Das mündet zur Halbzeit mit “Untitled Wildlife” in einem ersten Höhepunkt, bei dem die vier Brunswicker in wilden Pogosprüngen, begleitet von Stroboskopblitzen, mit dem Publikum verschmelzen.

Vorher erzählt Natalie Foster, dass sie vor drei Jahren beim Sprung ins Publikum sich ihren Knöchel verletzt hat, so sehr, dass sie das Set nur noch im Liegen auf der Bühne weiter bestreiten konnte. Deshalb sei sie nun hier, um den Song zuende zu bringen, wie sie sagt. (Wie sich herausstellte, war ein Stück Knochen von ihrem Schienbein abgesplittert, so dass die Australier 2019 die restliche Tour absagen mussten.)

Für “Suburbia” bahnt sich Natalie einen Weg durch die Zuschauer*innen bis ganz ans Ende des Saals, erklimmt mit sportlichem Schwung die hintere Bar und performt den Song gebückt stehend von dort. Der folgende Stagedive wird vorsorglich angekündigt, was gar nicht nötig ist, da die Fans bereits dicht gedrängt darauf warten, sie weich aufzufangen.

Crowdsurfend bewegt sich die Australierin zurück zur Bühne und beendet nach einer reichlichen Stunde den Hauptteil. Doch nur wenige Minuten später sind die Vier mit einem “We can see, you asked nicely” zurück auf der Bühne und Natalie fragt nach einem Wunschsong für die Zugabe. Ein setlist-kundiger Fan ruft laut “Crash” und Foster lässt ihn das dreimal laut ins Mikro wiederholen, bevor sie den Song beginnt.

Beim folgenden The-Hives-Cover “Hate to Say I Told You So” nimmt Natalie ein letztes Bad in der Menge und bittet alle, in die Hocke zu gehen, was im dichtgedrängten Strom zu einer sich nach außen zu den Bars hin ausbreitenden Welle führt. Darauf folgt ein letztes Mal ein eng springender Moshpit um die derzeit energetischste Frau des Punkrock.

Dass die Musik von Press Club nicht nur permanente Bewegung, sondern auch große Nähe zwischen Band und Zuschauer*innen braucht, merkt man wie bei kaum anderen Liveauftritten.

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