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Weyes Blood – And In The Darkness, Hearts Aglow

Weyes Blood schwingt mit ihrer Stimme wieder das Zepter einer fürsorglichen Herrscherin, gewillt, uns aus der, „voll funktionsfähigen Shitshow“, wie sie es nennt, herauszuregieren.

Mit ihrem Sub-Pop-Debüt gelang Natalie Mering alias Weyes Blood 2019 ein grandioses Album voll gebieterischer Wehmütigkeit, der sich zwischen Feuilleton und Feldlager niemand entziehen konnte. “Titanic Rising” war ein bürgerlicher Edeltropfen unter den Trüffelölen.

Dabei markierte es das erste von drei Alben einer Trilogie, das inhaltlich – entgegen seiner luxuriösen Schönheit – vom Gefühl des bevorstehenden Untergangs handelte. Mit dem Nachfolger “And In The Darkness, Hearts Aglow” sind wir jetzt mittendrin.

„Comes a cost walking in the labyrinth without love/ How much can you take/ And when are you gonna be ok/ Gain control of what we made/ Instead of being afraid”, singt Weyes Blood im beinahe beschwingten “Children Of The Empire”.

Mering gelingt hier einmal mehr die Kunst, eine pathologisch vernichtende Diagnose zu stellen und gleichzeitig das Licht am Ende des Tunnels zu beschwören. Gleich einer Regentin, zu der man aufschauen könnte. Den selben Kniff schafft sie erneut im bezeichnenden „The Worst Is Done“.

Das Niederschmetternde wird in verdauliche Klage- („God Turn Me Into A Flower“) oder Schlaflieder („Grapevine“) verpackt. Ihrer Auffassung nach handelt es sich hier gerade deshalb nicht um Manifeste, sondern vielmehr um Schlaglichter auf die Desillusionierung. Und das spiegelt sich auch im Songwriting.

In musikalischer Hinsicht verzichtet Weyes Blood auf das ganz große Aufspielen, das sie auf dem Vorgänger noch entfachte. Sie verwaltet vielmehr ihr Erreichtes auf hohem Niveau, als sich erneut als unbedingte Reformerin zu geben.

Man muss aber kein Prophet am Hofe sein, um zu erkennen, dass die schillernde Einzigartigkeit ihrer Musik auch mit diesem Album weiterwachsen wird und die allerorts gewünschten Kooperationen mit ihr noch weiter zunehmen werden.

Aus der vollen Bandbreite des Klassizismus, sei es Harfen, Piano, Streicher, Synthesizer und gar elektronischer Feinfühligkeit, webt derzeit niemand besseren Hochglanz-Pop.

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