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Charlotte Brandi – An Den Alptraum

Es ist einiges passiert bei Charlotte Brandi. Und das nicht nur, seit sich Me And My Drummer aufgelöst haben und die Wahl-Berlinerin die Pfade ihrer Solo-Karriere betreten hat.

Auf ihrem Debütalbum „The Magician“ singt Brandi – wie der Titel es bereits vermuten lässt – noch auf Englisch. Mit „An Den Alptraum“ hingegen setzt sie den Weg fort, den sie mit der EP „An Das Angstland“ bereits eingeschlagen hatte und überzeugt mit deutschen Texten, die kein Blatt vor den Mund nehmen.

Beim Opener „Der Ekel“ fragt man sich, ob Brandi die Inspiration zu ihrem zweiten Album bei einem Schreibe-Retreat in einem Kloster in den Bergen gefunden hat. Die knappen zwei Minuten des A capella Stücks sind gregorianischer Gesang vom Feinsten, weswegen der Fokus automatisch auf den Lyrics liegt.

Aber so zeitentrückt die Musik ist, so brandaktuell sind die Textzeilen dazu: „Deine Antipathie hat mich lange erstaunt / Jetzt ergibt alles Sinn / Du hast einfach Angst vor Frauen“, heißt es da, während sich zum letzten Wort die Harmonien final in einen wunderschönen Dur-Akkord auflösen, der die Botschaft unterstreicht.

Damit ist auch gleich eines der großen Themen abgesteckt, um die es auf „An Den Alptraum“ geht: Frauen. Diesbezüglich ist Brandi einen Schritt weitergegangen, als es die meisten in der deutschen Musikindustrie bislang gewagt haben:

An der Albumproduktion waren ausschließlich Frauen oder non-binäre Personen beteiligt. Zum ersten Mal habe sie sich während des Schaffensprozesses nicht wie ein kleines Mädchen gefühlt, reflektiert Brandi ihre konsequente Entscheidung.

Man hört es ihr an, denn „An Den Alptraum“ klingt zu jeder Sekunde absolut selbstsicher. Egal, ob bei Ausflügen ins Jodeln wie zu Beginn von „Geld“ oder bei „Todesangst“, das mit einem lauten Knall beginnt und anschließend bei sanftem Gitarrenpicking Hawai-Fantasien wach werden, während Brandis säuselnde Stimme die Ernsthaftigkeit des Themas zu keiner Sekunde vermuten lässt.

„An Den Alptraum“ ist in jeder Hinsicht ein vielschichtiges Werk, das die Falle des erhobenen Zeigefingers durch lyrische Finesse und stilistischer Bandbreite konsequent umgeht.

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