MusikBlog - Entdecke neue Musik

Civic – Taken By Force

Civic aus Melbourne sind durch und durch australische Punks. Allerdings reicht es ihnen so langsam mit der kopflosen Rüpelhaftigkeit der örtlichen Szene. Auf “Taken By Force” bricht die Band endgültig mit dem puren Hedonismus.

So offen zeigte das Quintett ihren Drang zum Tiefgang bisher noch nie, denn frecher Garage-Rock ganz nach Art der Hellacopters oder auch nach Landsleuten wie Clowns und DZ Deathrays dominierte die bisherigen zwei Alben von Civic.

Für “Taken By Force” trauen sich die Australier allerdings langsam, aber stetig an Nachdenklicheres und sogar Konzeptuelles heran: Ein Album über das Leben und den Tod sollte es werden, eines über Ängste und Lebendigkeit.

Das merkt man dem dritten Album anfangs allerdings nur allmählich an, denn nach Sirenen und Marschtrommeln im Intro geht es gewohnt fulminant und knallend im schrammeligen Opener “End Of The Line” los.

Dennoch ist zu merken, dass etwas anders ist: Civic sind nicht völlig unbändig, es ist eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. Auch schleichen sich leise Akustikgitarren in den Mix, die dem Ganzen einen leicht post-punkigen Anstrich verleihen.

Dieses düstere Alter Ego prescht im folgenden Titeltrack vollends vor: Die Band schlägt melancholische und nachdenkliche Töne an, Akustikgitarren drängen sich weit in den Vordergrund und die Rock’n’Roll-Riffs und Gniedel-Soli spielen nur noch die zweite Geige.

Darauf folgt ein weiterer Schweinerock-Kracher, danach wieder eine melancholische Schmacht-Nummer – Civic wechseln ihre zwei stilistisch getrennten Ansätze bis zum Albumende gekonnt ab, was mehrere Vorteile mit sich bringt:

Zum Einen hält die Varianz die Aufmerksamkeitsspannen kurz und die Dramaturgie von “Taken By Force” jederzeit frisch. Zum Anderen vereint die Band dadurch Form und Inhalt: Tod und Leben, Höhen und Tiefen, Yin und Yang – sie alle gehören zusammen und sind Teil voneinander.

Statt eines fulminanten Abschlusses bringt das Ende des Albums lediglich vierminütiges Meeresrauschen zustande. Antworten auf die ganz großen Fragen haben Civic zum Ende hin keine gefunden – ob still und nachdenklich forschend oder laut und wütend umhersuchend.

Dennoch fühlt man sich am Ende von “Taken By Force” etwas schlauer um die eigene Existenz, ohne zu wissen, warum genau eigentlich – einfach weil man nun weiß, dass man nicht alleine rätselt, was es mit allem auf sich hat. Gesellschaft bekommt man von Punks aus Australien.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke