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Shame – Food For Worms

Diese Eskalation beginnt mit einem theatralischen Klavier. Man würde es “Food For Worms” weder bei diesem Cover noch bei diesem pompösen Intro zum ersten Song “Fingers Of Steel”  zutrauen – aber shame laden auch dieses Mal zum großen Abriss ein. Nur in anderen Tönen als gewöhnt.

Den Post-Punk spielt das Quintett dabei immer noch mit voller Inbrunst, allerdings mit deutlich mehr Schattierungen als zuvor. Den Entstehungsprozess auf der Bühne spürt man in jeder Sekunde – sei es in den verschnörkelten Experimenten vom Storytelling-Stück “Orchid” oder den Brit-Pop-Chören von “Adderall”, die das In-den-Armen-Liegen-und-Grölen-Zertifikat verdient haben.

Auch jetzt ist bei shame nicht Stumpf Trumpf, dennoch ist eine gewisse Eingängigkeit der Songwriting-Elemente erkennbar. Im Kern des Spektakels: Sänger Charlie Steen, der dabei an Kollege und Fontaines D.C.-Frontmann Grian Chatten erinnert, wie er zwischen nachdenklichem Geschichtenerzähler und Protest-Anführer taumelt.

Musikalisch fahren shame so auf, dass sie allen verkrusteten Assoziationen mit dem Albumtitel alle Ehre machen. Bei “Six-Pack” holen sie die Tom-Morello-Gedächtnisgitarre aus der Mottenkiste, “The Fall Of Paul” führt hingegen plötzlich elektrische Verzerrungen in den Sound ein – und “Yankees” treibt das Spiel zwischen melancholischen Strophen und ranzigen Kneipen-Refrains auf den Zenit.

Shame sind trotz allem noch eine Band für Liebhaber*innen, eine, die es versteht, das gewisse “etwas mehr” zu bieten. Das liegt zum einen sicher an Steens Lyrics, zum anderen aber auch an den großen Arrangements, die hinter der stetigen Klimax von Slow Burnern wie “Burning By Design” stecken.

Vor allem beweisen shame mit “Food For Worms” in all dem Morast, den die Fans bei diesen Songs garantiert aufwirbeln werden, eins: Was für begnadete Musiker sie sind. Denn auch das dritte Album der Band schafft es, diese große Hymnen in den richtigen Happen zu servieren.

Anders als auf “Drunk Tank Pink” ist dieses Album dabei kein unvorhersehbares Meisterwerk mit mehr doppelten Böden als bei der Ehrlich Brothers Tour. Hier ist Verlass auf aufgeriebene Ellbogen und heisere Kehlen.

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