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Daniel Blumberg – GUT

Auf dem dritten Studioalbum stellt Daniel Blumberg sein Talent der Entfesselungskunst erneut unter Beweis: “GUT“ ist die Bestandsaufnahme von einem langwierigen und kompromisslosen Krankheitsweg, der von dem Londoner in seinen Grauzonen vertont wurde – direkt und kompromisslos.

Während “GUT“ mit seinen sechs Tracks nicht sonderlich abgespeckt im Gegensatz zu Blumberg’s letzten Platten daher kommt, ändert sich jedoch der Modus sowie die musikalische Umsetzung: Hat der Fokus auf “On&On“ 2020 und auf “Minus“ 2018 auf instrumenteller Improvisation gelegen, dessen Ton akustisch geprägt war, regiert nun die Künstlichkeit der Instrumente.

“Als die Songs zusammen kamen, habe ich sie als ein zusammenhängendes Stück gespielt”, sagt Blumberg zum Entstehungsprozess der Platte. Den Großteil des halbstündigen Albums nahm er in einem einzigen Vocal-Take auf und fügte nur wenige Manipulationen neben der sparsamen Instrumentierung hinzu. 

Zum neuen Repertoire des Künstlers gehören nun die Bass-Mundharmonika, ein Steinberger E-Bass, Synthesizer und elektronische Drums. Vor allem ersteres ist das Instrument, das “alles in dieser Manifestation des Atems zusammen hielt, und der Bass – er ist das Herzstück der Platte“.

“GUT“ ist aber nicht nur die radikale Abkehr von Daniel Blumberg’s früheren musikalischen Kreationen, sondern auch eine thematische. Ohne Frage durchdrang sein musikalisches Handeln schon immer ausufernde Traurigkeit und Demut, die er besonders auf seinem Debütalbum mit ausgedehnten Streichern zum Ausdruck bringen konnte.

Mit dem Albumtitel (auf Englisch “Bauch”) nimmt der Künstler Bezug auf ein neues Kapitel – die autoimmune Darmerkrankung, an der Blumberg in den letzten Jahren besonders gelitten hat. Die Songs auf “GUT“ sind einzeln nicht herauszugreifen, weil sie elementar und körperlich miteinander verbunden seinen Körper nachzeichnen, der in den letzten Jahren entkleidet und wieder aufgebaut wurde.

Darstellungen von Schmerz, Frustration und Müdigkeit in Balladen aus Sehnen und Knochen –die Platte wird von einer außergewöhnliche Stimme getragen, die über den Körper hinausreicht, um der eigenen “Kaputtbarkeit“ des Körpers zu entkommen; und ist eine musikalische Begleitung, die Atem und Rhythmus in originellen Formen zeichnet.

Das Gefühl des Impulses durchdringt das Album, welches dadurch eine Direktheit vermittelt, das Album in einem zeitlosen Raum verortet, wobei die Formen der Songs authentisch offen und unmittelbar sind und bleiben – quasi den Hörer*innen also offen stehen und damit zugänglich gemacht werden. 

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