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The Smashing Pumpkins – ATUM

„Siamese Dream“ und „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ waren gespickt mit Songs, die – als Tondokument auf einer Voyager Golden Record ins All geschossen – Aliens zu Fans von The Smashing Pumpkins gemacht hätten.

„Adore” und seine Folgewerke konnten zwar weitere Highlights setzen, proportional zur sich etablierenden Egomanie des Bandleaders verblasste der Glanz ganz früherer Tage, schien Billy Corgan ab „Zeitgeist“ denselben größtenteils nur sich selbst verständlich zu interpretieren und versank zunehmend in gitarrenlosen Untiefen.

Gewaltiges hatte er aber stets im Sinn, „ATUM“, gemäß seiner Ankündigung mindestens mit dem Potential, um als 3-teiliges Monumentalwerk in die Musikgeschichte einzugehen, lässt in seiner Ouvertüre großen Worten keine überdurchschnittlichen Taten folgen, gewinnt im zweiten Teil an Fahrt und hat dort mit „Empires” den überzeugendsten Corgan-Track seit langem im Angebot.

Im Finale beweist der Haudegen dramaturgisches Gespür und verdichtet seine, von Requisiten aus der eigenen Asservatenkammer und einer multiplen Auswahl von Klangzutaten der letzten Dekaden gespeisten, Kompositionen zu einem soliden Endergebnis.

James Iha und Jimmy Chamberlin versuchen indes, der Marschzahl ihres Zampanos zu folgen und es gelingt ihnen häufiger als ewa auf „Cyr“, ihr Profil in der Form einzubringen, mit dem die Band einst als Gefüge profitierte.

„Spellbinding“ hatte im Vorfeld eine Gefälligkeit zu bieten, deren Arrangement in der School of Rock wohl eher Pflichtstunde denn Wahlfach gewesen wäre, jedoch reicht die charakteristisch-charismatische Stimme des Protagonisten, um hier wie auf dem Rest der Platte bei Laune zu bleiben und aufkommende Längen zu überhören.

Diese Geduld lohnt sich, wenn nicht, wie in „Sojouner” oder „Pacer”, in bedeutungsvollen Soundlabyrinthen nach dem roten Faden gesucht wird, sondern in „That Which Animates The Spirit” die Leitinstrumente explodieren und später „Harmageddon” seinen Schwung aus von der Kette gelassenen Gitarren bezieht.

Sein Faible für Synthie-Eskapaden wird Billy Corgan wohl nicht mehr ablegen, der Elektro-Pop von „The Canary Trainer” und „Fireflies” stören dann nicht im Portfolio, wenn dafür die Saiten zukünftig wieder öfter die deutliche Sprache von „In Lieu Of Failure” sprechen.

Mit „Cenotaph” gibt es eine Indie-Ballade, wogegen der „Intergalaktic”-Unterbau von der Münchner Disco-Schmiede um Giorgio Moroder inspiriert scheint, mit den Pianoklängen von „Of Wings” gleitet der Urheber und seine Begleiter in eine musikalische Zukunft, die auch nach „ATUM” so konkret bleibt, wie sein „lala lala” in dieser Nummer.

Die „Rock-Oper in drei Akten“ ist unter dem Strich nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein weiterer Eintrag in ihrer Diskografie, darüber hinaus ein Argument, sich wieder einmal intensiver mit der Glanzzeit des Alternativ-Rock im Allgemeinen und mit der von The Smashing Pumpkins im Speziellen zu befassen. Und das schaffen auch nicht unbedingt alle Altvorderen mit neuen Veröffentlichungen.

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