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Westerman – An Inbuilt Fault

Knapp drei Jahre nach seinem Debütalbum “Your Hero Is Not Dead” kehrt der britische Singer/Songwriter (William) Westerman mit “An Inbuilt Fault” zurück. In Co-Produktion mit dem Big-Thief-Schlagzeuger James Krivchenia gelingt ihm ein ausdrucksstarkes Album zwischen schlurfenden Beats und Krisenmanagement.

Der Opener “Give” ist in der Tat a gift that keeps on giving, denn Westerman beschenkt in den über fünfeinhalb Minuten kontinuierlich seine Hörer*innen. Zögerlich entfalten sich die verspielten Rhythmen der Schlaginstrumente, die allmählich von monotonen Synths und filigranen Klavierklängen umschmeichelt werden. Über all das legt sich seine eindringliche Stimme: “It’s not easy to give”.

Das Gegenstück dazu mimt das meditativ melancholische “Take”. Die unablässig wiederholte Textzeile “Every feeling is a wire and taking breaks the heart of love” ist einprägsam, ebenso wie die vielschichtige Instrumentierung mit der groovigen Hi-Hat und lebendigen Basslinie. Diese kontrastreiche Dynamik tut dem Album gut, findet sich aber leider zu selten auf “An Inbuilt Fault”.

Tom Waits soll eine Krimskrams-Schublade für Songfragmente haben, die darauf warten, vervollständigt zu werden. In Anlehnung daran und weil der Riff zu “CSI: Petralona” bereits lange existiert haben soll, ist der Song im Zuge eines Trips in seine jetzige Wahlheimat nach Griechenland entstanden. Es ist der, nach eigener Aussage, autobiografischste Song auf “An Inbuilt Fault” und klingt auch ein bisschen wie eine Tropfsteinhöhle.

Unbekümmerte Akustikgitarrenklänge und eingestreute Klavierakkorde deuten zwar nicht darauf hin, aber das politisch aufgeladene “Idol; RE-run” ist zur Zeit des Sturms auf das Kapitol in Washington in 2021 entstanden. Über den harmlos anmutenden Sounds thront ein derart zartes “Motherfucker”, dass selbst Tenacious D neidisch werden könnten.

Auch “A Lens Turning” lebt von unerwarteten Gegenüberstellungen. Schwimmende Gitarren, mitreißende Drum-Patterns und elegante Violinen streben gemeinsam mit Westerman nach Wachstum und Wandlung: “I don’t know who I am anymore, forgot what I was looking for, I’m noticing how the lens turns”.

Der Titeltrack “An Inbuilt Fault” verfolgt mit seinen über sechs Minuten Laufzeit ein ähnliches Schema wie zuvor “Give” und “A Lens Turning”. Doch inmitten des erneuten musikalischen Zwiebelschalenprinzips plätschert es im direkten Vergleich zu sehr dahin und verschüttet sein Potential.

Westerman verpasst “An Inbuilt Fault” mit seinem akustischen Schwerpunkt einen deutlich organischeren Klang als noch dem Vorgängeralbum. Das macht die introspektiven Texte einerseits noch greifbarer, geht andererseits aber auf Kosten der musikalischen Vielfalt.

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