Neues Tocotronic-Album „Golden Years„, neue Tour. Auftakt in Leipzig, ausverkaufte Veranstaltung, erwartungsfrohe Fans – alles soweit wie immer. Wäre da nicht der Umstand, dass Rick McPhail, der ab 2004 mit seinem Spiel den Sound der Formation erweiterte, aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein kann.
Als die Herren von Lowtzow, Zank und Müller mit ihrem Tour-Begleiter – nach der der gelungenen Eröffnung durch das Berliner Garage-Duo Cava – vor den goldenen Vorhang im treten, ist der Jubel riesig.
Mit „Der Tod Ist Nur Ein Traum“ gibt es den so verhaltenen wie intensiven Auftakt zu begeisternden zwei Stunden.
„Bleib Am Leben“ nimmt den Fuß vom Gas, mit Felix Gebhardt steht dem Trio ein mit allen Indie-Wassern gewaschener Profi zur Seite, der in zahlreichen Projekten aktiv war, mit Einstürzende Neubauten tourte und nahtlos im Tocotronic-Klangbild aufgeht.
Ein wenig wird das Charisma des Gitarristen trotzdem vermisst, druckvoll unterstützt vom vielstimmig mitgesungenen Refrain geht per „Aber Hier Leben, Nein Danke“ vom ersten Werk mit ihm als offiziellem Mitglied herzliche Grüße aus dem brodelnden Felsenkeller in Richtung des pausierenden Kollegen.
Der Frontmann ist zum Plaudern aufgelegt, moderiert launig eine gut kuratierte Show, in der es neben den zu promotenden Nummern reichlich Evergreens aus der Historie auf die Ohren gibt.
Früh wird mit dem „Digital-Ist-Besser“-Titelstück für Ekstase vor der Bühne gesorgt, lässt sich später zu „Sie Wollen Uns Erzählen“ oder „Ich Bin Viel Zu Lange Mit Euch Mitgegangen“ in Erinnerungen schwelgen.
Der Saal feiert Musik, Attitüde und Lowtzowsche Lyrik, zündet die melodiös vertonten Kurzgeschichte „Wie Ich Mir Selbst Entkam“ wie das semi-akustische „Ich Tauche Auf“ und der rumplige „Golden Years“-Country.
Die Live-Kracher „Drüben Auf Dem Hügel“ und „Das Geschenk“ sind am Ende des Hauptteils wie immer Programm-Highlights.
Vorab versprachen die Protagonisten: „…wir werden euch unvergessliche Abende kredenzen“. Das kann man bis zum rituellen Epilog via „Freiburg“ so unterschreiben, waren, sind und bleiben Tocotronic eine Band, bei der sich inzwischen mehrere Generationen bestens aufgehoben fühlen.
Es gilt: „Let There Be Rock“. Wer möchte, kann auf der hiesigen Parkbühne im Clara-Zetkin-Park im September noch einmal dabei sein.