„There´s a lifetime of stories here“. Mit derart großartigen Versprechungen hat uns James Yorkston in seiner beinahe 25 jährigen Folkmusikerkarriere noch nicht gelockt. Für „Songs For Nina And Johanna“ darf man also einiges erwarten.
Da erstaunt es, dass er nur auf einem einzigen Titel solo zu hören ist. Die Lieder für Nina und Johanna sind für Nina Persson und Johanna Söderberg, seine Duettpartnerinnen.
Mit der The-Cardigans-Sängerin Persson hat Yorkston bereits mit dem Vorgängeralbum „The Great White Sea Eagle“ bewiesen, dass die Chemie der beiden stimmt. Mit Johanna Söderberg, der Sängerin bei First Aid Kit, steht ihm eine eindringliche, glockenhelle Stimme zur Seite, die Titeln wie „Love/Luck“ Emotionen aufdrückt.
Entstanden ist „Songs For Nina And Johanna“, wie auch die letzten Alben von Yorkston, gemeinsam mit dem Second Hand Orchestra in Stockholm. Eine fein abgestimmte Instrumentierung und die Zentrierung auf die Gesangsparts lässt die Titel sehr lebendig, manchmal aber auch etwas verhuscht wirken.
Schon das ewig hinterfragende „Can I Change“ tänzelt selbstbewusst gesangszentriert um das fröhlich lebendige „Oh Light, Oh Light“, dem ihm wahrsten Sinne des Wortes die Sonne aus dem Arsch zu scheint.
Dazu fiedelt und schäkert James Yorkston in akustischer Vielfalt, bevor die Klampfe „A Moment Longer“ an sich reißt, das aus dem eingangs erwähnten Zitat stammt und eine Beziehung gedanklich wiederbelebt. Schön plätschernd treffen die Saiten auf Nina Perssons Charakterorgan, dem sich Yorkston säuselnd unterordnet.
Ob es an mangelndem Selbstbewusstsein liegt oder der großen Bühne, auf die er sich selbst nicht zwingen will. „Love / Luck“ degradiert Yorkston erneut zur Begleitstimme zu einer wahrhaft singfreudigen Johanna Söderberg. Ihre wandlungsfähige Stimme beherrscht den dynamisch instrumentierten Titel und verweist selbst die Bläsersektion, nach einem stimmigen Solo, auf die hinteren Plätze.
So wird „Where’s The Time“ zur erwarteten Soloeinlage des Folkmusikers. Sinnierend über die Vergänglichkeit des Daseins, mäandert James Yorkston um die schwungvolle Rhythmus-Sektion und verliert sich in einem die Welt umarmenden „Huu“-Gesang und der dazu passenden harmonischen Melodie.
Yorkston war immer Garant für stimmige Folkmusik, die auch mal tiefer gräbt als sie sollte. Im Falle von „Rabbit“ verliert man sich dabei in einer moll-lastigen Klavierballade, die das Geben und Nehmen von Liebe hinterfragend in den Hafen der Melancholie einfährt.
Dabei wirkt sie leider auch auf das fröhlich aufspielende „Love That Tree“ nach, das erst mit dem freudigen Duett-Refrain den Schwermut abschüttelt. Bei „Oh Sparrow, Up Yours“ kehrt das Balladeske in seiner fröhlicheren Form zurück und lässt „I Spooked The Neighbours“ aufdrehen.
Dieser stimmigste Titel des Albums macht das meiste aus dem zweistimmigen Gesang und zelebriert die Studiopercussion mit einer lockeren, melodischen Singsang Stimmung. „It´s not love, it’s sympathy“ trällert sich leicht beschwingt folkig ins Gehör und hallt auch noch bei „With Me, With You“ nach:
Der zehnte und abschließende Song verweilt als sehnsüchtiger Liebestitel im Folkreigen und abschließendem prägenden Eindruck von „Songs For Nina And Johanna“.
Yorkston arrangiert stimmige Folksongs, die stets Geschichten erzählen und doch stimmlich wohl nur von seinen Gesangspartnerinnen getragen werden können. Schade, beweist doch zum Beispiel „I Spooked The Neighbours“, wie gut sich sein markiges Organ mit den weichen Stimmen der Sängerinnen arrangieren kann.
Für Freunde melodischer Folkklänge bietet Yorkston aber tatsächlich eine „Lifetime Of Stories“, auch wenn sich diese nur über zehn Titel spannt.