Einen engmaschigen Veröffentlichungsplan kennt man aus den Anfangstagen der The Black Keys. Ihr letztes Studiowerk „Ohio Players“ war bunt und verzweigt, liegt erst kurze Zeit zurück, ein knappes Jahr. Beck Hansen war daran maßgeblich beteiligt, und vieles an dem Album klang nach ihm.
„No Rain, No Flowers“ zeigt sich jetzt in erster Linie als zügig durchgespieltes Gitarren-Album voller Eklektizismus, der perfekt verschmolzen wird. Den mitunter vorsichtigen Tönen der letzten Platte setzen Auerbach und sein perkussiver Partner Patrick Carney jetzt wieder dreckige Spontaneität, präzises Rumpeln und viel Elan entgegen.
Parallel zum Schreiben eigener Songs beschäftigt sich Keys-Mastermind Dan Auerbach seit Jahren mit dem Fördern junger Talente auf seinem Label Easy Eye Sound und mit dem Reaktivieren betagter Blues- und Americana-Größen, die er auf deren alten Tage in seine Studios in Nashville lockt, sofern sie nicht gar verblichen sind.
Sobald es sich um Newcomer handelt, schlagen sie unter Auerbachs Regie auf ihren Alben stets Garage-Pfade ein, egal ob ihr eigentlicher Stil mehr dem Soul, dem Alternative-Rock oder dem Americana zuneigt, und auch seinen eigenen Garage-Krach-Ableger The Arcs bringt Dan auf dem Eigen-Label heraus.
Eine stilistische Ausnahme ereignete sich beim Instrumental-Duo Hermanos Gutiérrez. Abgesehen von ihnen nutzt Dan gerne massive Verstärker-Präsenz. Diesen zielsicheren Kunstgriff, wie ihn The Black Keys sowieso gerne anwenden, setzt der 46-Jährige auch jetzt fleißig ein.
So dröhnt „Man On A Mission“, dass es eine Wonne ist und die Black Keys sich in ihrer ursprünglichsten Spielart wiederfinden. „The Night Before“, eine Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Bekannten (und Real-Estate-Produzenten) Daniel Tashian, schrammelt wie eh und je, seit The Black Keys 2001 loslegten.
Neben „Babygirl“ als Meisterwerk stürmischer Kratzbürstigkeit bezirzen auch die Balladen „Neon Moon“, mit Anleihen bei Crosby, Stills, Nash And Young, sowie das engagiert geträllerte „Down To Nothing“, eine niedliche Gesangsleistung.
Einsame Spitze sind derweil die Retro-Soul-Edelsteine „Make You Mine“, „All My Life“ und „Kiss It“, letzterer mit berstenden Gitarren-Riffs. Hier macht sich die Entwicklungsgeschichte des Albums bemerkbar:
Die beiden Musiker bestückten nämlich als DJs ihre Party-Serie Record Hang parallel, die sie kürzlich auch nach Hamburg importierten. Die Record Hangs sollten zum Tanzen und Loslassen einladen. Die dafür ausgesuchten raren Vinyl-Oldies der Soul-Geschichte übertragen sich rhythmisch und harmonisch auch auf die besagten Black Keys Neu-Kompositionen. „Wir haben Hunderte von obskuren Platten (…) gesammelt“, bekundet Auerbach.
Insgesamt glückt den Black Keys bei aller Lieblichkeit und Eingängigkeit auch wieder eine reichlich kantige, zugleich überraschend blues-arme Platte, die an manchen Stellen wie bei „On Repeat“ schnell zum Mitsummen oder Mitsingen verleitet.