Am Sweet Spot zwischen mystischen Weiten und der nächsten Club-Nacht rankt sich Austras neues Album „Chin Up Buttercup“ durch düstere Landschaften. Wie Cover und Titel schon versprechen: rosig sind die Hintergründe nicht unbedingt. Musikalisch geht es aber über Trübsal hinaus.
Die kanadische Künstlerin kann mit ihrem Elektro-Pop schon seit einigen Jahren immer mehr Fans begeistern. Auch hier wird wieder klar warum: die eigene Stimme, die Austra mit ihren Sound-Impulsen findet, ist einzigartig.
Zum einen liegt das daran, dass die elektronischen Fasern ungewöhnlich organisch klingen und sich wie eine Ranke um Austras klare Stimmfare legen. Dass sich das trotz des sehr warmen Klangs immer wieder in eine echte Club-Ekstase entwickeln kann, macht auf eine völlig absurde Weise Sinn.
Zum anderen ist es die Gleichzeitigkeit der Dinge, die „Chin Up Buttercup“ so außergewöhnlich machen. Austra wagt sich in der zweiten Albumhälfte an eine erhabene Dramatik (man höre die opulenten Chöre in Look Me In The Eye“ oder „Blindsided“); so sehr nach Berghain wie in „Amnesia“ klang die Kanadierin aber auch noch nie.
In ihrem Ausdruck verbirgt sich zudem ein Händchen für Lyrics zum Schmunzeln und/oder Mitfühlen. „You said I needed my own Friends / so I found them / and then you f*cked them“ („Math Equation„) ist witzig, aber auch in der eigenen Misere sitzend immer noch sehr schlagfertig. Brat Girl Austra? Nicht nur!
„The Hopefulness Of Dawn“ macht es sich als glorreiches Finale zur Aufgabe, das Storytelling von einer tiefgreifenden Verzweiflung und Ausweglosigkeit vor düsteren Beats in eine emporschwebende Repetition der Textzeile „I see colour in the sky“ zu führen. Ein genialer Coup mit Gänsehaut.
Am Ende ist „Chin Up Buttercup“ ein selbstermächtigendes Werk, das dem eigenen Schicksal ins Auge schaut. Das klingt nach Aurora, nach Charli XCX, nach Wald und Club und vor allem immer vor allem nach Austra. Ein großartiges neues Lebenszeichen.

