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Jahresrückblick – Redaktionscharts 2011

Dies war das erste Jahr für MusikBlog und wir konnten uns ganz gut als größter Blog dieser Art in der deutschen Online Medien Szene etablieren. Dafür gilt natürlich unser besonderer Dank all unseren Lesern sowie den zahlreichen, fleißigen Leser-Autoren.

Auch musikalisch war dieses Jahr wieder ein sehr interessantes, auch wenn vielleicht die ganz großen Highlights fehlten.

Ganz vorn dabei in 2011 waren wieder die Frauen mit unserer selbsternannten Kategorie Female-Pop. Gleich im Februar hat die große Dame des abseitigen Pop PJ Harvey mit “Let England Shake” ein Meisterwerk veröffentlicht. In ihrer Band bietet sie nun neben John Parish auch Mick Harvey eine Heimat, was zu dieser großartigen Platte führte. Ebenfalls mit starker männlicher Unterstützung, nämlich Liam Howe, hat CocknBullKid nach langer Ankündigung ihren ersten Longplayer “Adulthood” heraus gebracht. In Fortsetzung der im letzten Jahr begonnenen Female-Brit-Pop Welle, aber trotzdem erstaunlich erfrischend und deshalb auch zu recht ganz vorn in unseren Jahrescharts. Während Nicola Roberts und Florrie eher den Pop Mainstream bedienten, zeigten uns Anna Calvi, Zola und EMA, die wir unter anderem auf dem Reeperbahnfestival live erleben durften, mit ihren Platten die eher dunklere Seite des Pops. Am meisten hat uns dabei die sympathische EMA mit ihrem Album “Past Life Martyred Saints” beeindruckt, die mit ihrem Sound und Coverversionen für ihr Alter ungewöhnliche Referenzen an den (mid-)westlichen Alternativrock der 80/90er Jahre herstellt. Auch Florence + The Machine hat mit “Ceremonials” eine respektable Platte abgeliefert. An uns vorbei gegangen in der Female-Pop Kategorie ist übrigens der nicht ganz nachvollziehbare Hype um das Zürich-Hamburger Frauen-Duo BOY, das wohl trotzdem an dieser Stelle erwähnt werden muss.

Nicht viel Neues in diesem Jahr gab es in Sachen Hip-Hop. Das sehnsüchtig erwartete Comeback der Beastie Boys ist mit “Hot Sauce Committee Part Two” wohl ausgefallen, ansonsten bestanden die Highlights des Jahres in immer neuen Special Editions und Bonus-Tracks von Nicki Minaj’s 2011er Super-Album “Pink Friday”. Einzige Ausnahme der deutsche Rapper Casper mit “XOXO“. Raue, desillusionierte Songs mit viel Seele und vielleicht auch die Zusammenarbeit mit Thees Uhlmann sowie clevere Facebook Kommunikation haben bei Casper für den Durchbruch in diesem Jahr gesorgt.

Thees Uhlmann hat in der Kategorie Deutsch-Pop mit seinem ersten, gleichnamigen Solo-Album ein gleich hervorragendes geliefert und sich sehr weit oben in unseren Charts platziert. Thees Uhlmann hat dem bis dato eher verpönten deutschen Rock wieder ein neues sympathisches Gesicht gegeben. Auch seine Live-Performance ist brilliant und gehörte sicher zu den Konzert-Höhepunkten des Jahres. PeterLicht ist sich mit seiner neuen Platte “Das Ende der Beschwerde” treu geblieben, auch wenn diese nicht ganz an die persönlich-politischen Gänsehaut-Effekte der Vorgänger-Alben anknüpfen konnte. Auch Klee hat mit “Aus lauter Liebe” wieder ein im wahrsten Sinne des Wortes schönes Album veröffentlicht, bei dessen Hören man ins träumerische Schwelgen gerät und sich Verliebte noch verliebter fühlen. Die Überraschung des Jahres im Deutsch-Pop war jedoch ganz sicher Ja, Panik mit “DMD KIU LIDT“, auch wenn dies wohl eher Deutsch-Englisch-Pop ist. Dieses zum Exzess getriebene Vermischen beider Sprachen muss man sich jedoch erstmal trauen und dabei wurde auch der Blick für die Originalität der Texte und der passende Sound nicht verloren. Diese Kombination brachte ihnen zu Recht die Nr. 1 unserer Jahrescharts. Außerdem sehr sympathische Jungs, die auch im Umgang mit der Presse mit Abstand am professionellsten agieren.

Aus Deutschland kommend, allerdings nicht Deutsch-Pop, sondern eher dem Genre Elektro-Pop zuzurechnen sind Digitalism, die mit ihrem zweiten Album “I Love You, Dude” eine phantastisch beschwingende und gute Laune nicht nur in die Clubs und Autos, sondern auch in unsere Wohnzimmer brachten. Weitere sehr beachtenswerte Werke in dieser Kategorie kamen von Cut Copy mit “Zonoscope” sowie Austra mit dem etwas weniger tanztauglichen “Feel It Break” und insbesondere der Single “Lose It”. Ein weiteres Highlight des Jahres war “Native To” von Is Tropical.

Ein kleines Genre-Revival erlebte Dream-Pop mit Platten wie “Player Piano” von Memory Tapes oder “Within And Without” von Washed Out, allerdings wird dies wohl nicht länger als eine Saison bouncen. Ebenfalls eine kleine Renaissance feierte das Dark-Rock Genre, im Wesentlichen aus dem Londoner Osten kommend, mit den Debutalben von Ulterior (“Wild In Wildlife“) und Lowline sowie mit der neuen Platte “Skying” von The Horrors. Aber auch Veronica Falls, Lake Of Tears und Within Temptation hatten ausgezeichnete neue Platten zu bieten.

Come’s and Go’s. Ein grosser Verlust war der tragische Tod von Amy Winehouse. Mit ihrem souligen, rauchigen Pop hat sie sich einen Platz in der Musikgeschichte erkämpft. Ihr Lebensstil hat jedoch eher das Rock’n’Roll Klischee verkörpert und damit ihrem Leben ein viel zu frühes Ende gesetzt. Ebenso traurig, wenn auch nicht ganz so tragisch war das Ende von Gil Scott-Heron, der gern auch als der Godfather des Hip-Hop bezeichnet wird.

Ihr Musikschaffen zumindest vorläufig beendet haben außerdem Those Dancing Days. Diese hatten mit ihrem zweiten Longplayer “Daydreams And Nightmares” eine sehr respektable Leistung vollbracht, aber sich vermutlich dann doch von dem sich nicht allzu stürmisch Einstellen wollenden Erfolg demotivieren lassen. Anders Mike Skinner, der seine Streets mit ihrem Abschiedsalbum “Computers And Blues” nach mehr als 10 Jahren in Rente geschickt hat und den man sicher in neuer Verwandlung bald wiederhören wird.

Aus der Rente offiziell aufgetaucht sind 2011 auch wieder die Gallagher Brüder. Noel Gallagher mit seiner Band High Flying Birds und Liam Gallagher mit Beady Eye. Mit dem Oasis-Album “Definitely Maybe” haben sie jedoch bereits 1994 erfolgreich das Beatles Erbe angetreten. Dass sie an diese glorreichen Zeiten niemals mehr anknüpfen können, erst recht nicht getrennt, sollten die beiden Altrocker eigentlich selbst kapieren können. Nicht ganz so überflüssig, dennoch alles andere als notwendig war auch die “Wiedervereinigung” von Atari Teenage Riot, allerdings ohne Hanin Elias (die übrigens mit “Get It Back” ebenfalls ein neues Album veröffentlichte). Die neue ATR Platte “Is This Hyperreal” war zwar nicht so schlecht, dennoch wäre Alec Empire’s Weiterverfolgen seiner Solo-Karriere wohl die bessere Wahl gewesen.

Hier unsere Redaktionscharts 2011:

1. Ja,Panik – DMD KIU LIDT

2. CocknBullKid – Adulthood

3. Thees Uhlmann – Thees Uhlmann

4. EMA – Past Life Martyred Saints

5. PJ Harvey – Let England Shake

6. Clap Your Hands Say Yeah – Hysterical

7. Anna Calvi – Anna Calvi

8. Digitalism – I Love You, Dude

9. Casper – XOXO

10. The Naked And Famous – Passive Me, Aggressive You

11.Cut Copy – Zonoscope

12. 13 & God – Own Your Ghost

13. Radiohead – The King Of Limbs + Supercollider

14. PeterLicht – Das Ende Der Beschwerde

15. Mutter – Mein kleiner Krieg

16. Veronica Falls – Veronica Falls

17. …And You Will Know Us By The Trail Of Dead – Tao Of The Dead

18. Those Dancing Days – Daydreams And Nightmares

19. Beirut – The Rip Tide

20. Snow Patrol – Fallen Empires

Wir freuen uns auf ein neues, musikalisches Jahr 2012. Bereits im Januar stehen ja schon sehr vielversprechende Platten an, unter anderem We Have Band mit ihrem zweiten Album “Ternion”, die bezaubernde Lana Del Rey mit ihrem lang erwarteten Longplayer “Born To Die” sowie Charlotte Gainsbourg mit ihrer dritten Platte “Stage Whisper” und der zweiten Zusammenarbeit mit Beck.

Wir wünschen euch alles Gute für das neue Jahr, wieder viel gute Musik und viele neue spannende Leser-Rezensionen.

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