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R.I.P. Andrew Fletcher (Depeche Mode)

Um das Jahr 1980 formierten Andrew Fletcher, Martin Gore und Vince Clark in der englischen Grafschaft Essex die Band Composition Of Sound. Als Sänger Dave Gahan einstieg und sie sich fortan griffig Depeche Mode nannten, war der Grundstein für eine Weltkarriere gelegt.

Vince Clark stieg aus, ließ das „Just Can’t Get Enough“-Synthie-Thema mit Yazoo und Erasure weiterleben, Alan Wilder kam dazu und bestimmte viele Jahre maßgeblich die musikalische Ausrichtung, sein Abgang hinterließ ein Vakuum, in dem Keyboarder Andrew Fletcher die künstlerischen Fäden wieder zusammenführte.

Der 1961 in Nottingham geborene Fletch war die gute Seele der Band, wirkte zwischen Gahan und Gore stets wie eine stoische Konstante, wie ein Potentialausgleich für die Spannungen zwischen den beiden Alphamusikern.

Abseits medialer Präsenz strukturierte er die Arrangements, experimentierte mit der Machbarkeit neuer Synth-Pop-Hymnen für Autor Gores Songideen, die, vorgetragen mit dem Gahanschen Charisma, Depeche Mode zu einer der erfolgreichsten Bands überhaupt werden ließ.

Nun ist Andrew Fletcher 60-jährig verstorben und stürzt nicht nur seine Frau, mit der er über 30 Jahre verheiratet war, seine beiden Kinder, seine Kollegen und das nähere Umfeld, sondern weltweit Millionen Fans in tiefe Trauer.

„Fletch hatte ein wahres Herz aus Gold und war immer da, wenn man Unterstützung, eine lebhafte Unterhaltung, ein Lachen oder ein kaltes Bier brauchte“ schrieben Depeche Mode via Twitter.

Nicht alles gelang dem Musiker, der auch Labelchef und reisender DJ war. So sicher wie der Entwurf neuer Soundmodelle und der geschäftliche Part seiner Band, so ruinös waren seine privaten Geldanlagen, kämpfte er nach einem Nervenzusammenbruch auf der “Songs Of Faith And Devotion” Tour Mitte der Neunziger mit einer tiefen Depression.

„Eines unserer Vermächtnisse ist es, elektronische Musik in der breiten Masse populär zu machen“ sagte er in einem Interview anlässlich des Erscheinens des letzten Studioalbums.

Dies ist nicht erst 2020 mit dem Eintrag in die Rock’N’Roll Hall of Fame nachdrücklich gelungen, ob Dave Gahan und Martin Gore, längst autark erfolgreich, ohne ihren Keyboarder Depeche Mode am Leben erhalten werden und wollen, wird sich zeigen. Zu ersetzen ist er nicht.

R.I.P. Andrew Fletcher – „Enjoy The Silence“.

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Eine Antwort

  1. Danke für den tollen Beitrag! Menschen sterben leider und wir können sie nur verewigen, indem wir ihrer Gedenken. Das lernen wir jeden Tag und wir sollten über jedes einzelne Wesen ein Lied schreiben. Oder noch viel mehr. Denn Lieder verhallen langsamer als Menschen, manchmal sogar nie.

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