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Flasher – Love Is Yours

Bands ändern sich im Laufe der Zeit immer – nicht alle können AC/DC sein und ein halbes Jahrhundert lang immer dasselbe machen. Doch wo andere Acts die kreative Erfüllung suchen, geht es bei der Evolution von Flasher um das nackte Überleben.

Bestand die Band nach ihrem 2018er Debütalbum “Constant Image” noch aus drei Leuten, stieg Bassist und Gründungsmitglied Daniel Saperstein 2019 aus. Der Cut lief zwar ohne böses Blut, machte die Existenz der Band aber ungemein schwer: Wie soll eine Gruppe, die auf langer Freundschaft und kreativer Kollaboration aufbaut, so etwas überstehen?

Damit allerdings nicht genug: Gitarrist Taylor Mulitz zieht aus der gemeinsamen Heimatstadt Washington D.C. weg, ein Jahr später vollbringt das Weltgeschehen eine Vollbremsung und die beiden verbliebenen Mitglieder verlieren 2020 ihre Jobs.

Nicht nur trotz, sondern gerade wegen der massiven Schwierigkeiten arbeiten Mulitz und Schlagzeugerin Emma Baker weiter an neuem Material – das gezwungenermaßen unter ganz neuen Umständen entsteht und dadurch auch ganz neue Bahnen einschlägt.

Die Gratwanderung zwischen Indie, Post-Punk und Garage-Rock des Debüts ist auf “Love Is Yours” nur noch schemenhaft zu erkennen, dafür machen sich neben den trockenen, zurückhaltenden Gitarren nun Drum-Maschinen, eine poppige Produktion und viele kleine Spielereien breit.

Statt ihre Band-Zweisamkeit zu akzeptieren, füllen Flasher ihre Songs mit Arrangements, die zwar die Minimalbesetzung dreist übertünchen, allerdings auch im neuen Kontext der Bandgeschichte die unangepasste und ironische Grundstimmung erhalten, die die Band im Ursprung ausmacht.

Nach wie vor geben sich Flasher auf “Love Is Yours” verschroben im Sound, schrullig in ihren Melodien und süffisant im Subtext, die strenge Band-Limitation ist allerdings an vielen Stellen gelockert oder gänzlich aufgelöst – in diesen Momenten machen Mulitz und Baker einfach, was sie wollen.

Heraus kommt dabei etwa ein funkiger Knüller wie die Single “Sideways”, die irgendwo zwischen Glam, Art-Pop und Disco vor sich hin groovt. Oder die Courtney-Barnett-eske Indie-Ballade “All Day Long”, die mit leichten Synth-Sounds und dem Spiel mit dem klassischen Bandsound aufwartet.

Es geht oft um Vergebung in den Texten, um das Akzeptieren von vergangenen Fehlern und das Wachsen daran. Die durchwachsene und ungewisse Zeit machte das Duo im Gegensatz zu den rohen, leidenschaftlichen Ansätzen der Vergangenheit nachdenklicher und erwachsener.

Genauso erwachsen klingt allgemein diese neue Version von Flasher, die anders aus der Krise herausgekommen sind, als sie hinein gingen. Dabei ist das Duo noch im Prozess, sich in der neuen Rolle zu orientieren. Allerdings ist Großes zu erwarten, sobald die Band genau weiß, wo sie steht.

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