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Flasher – Constant Image

Kein Pop, aber ist’s Rock? “Constant Image” von Flasher beweist, dass Rock entgegen tausendfach durchgeführter Autopsien und zahlreicher Kondolenzschreiben immer noch nicht tot ist.

Mit ihrer EP “Flasher”, die von den US-Amerikanern im Jahr 2016 selbst veröffentlicht wurde, kündigte sich eine neue, interessante und generationsübergreifende Rockband an, die in Nicolas Vernhes schnell den passenden Produzenten für ein Debütalbum finden sollte.

Vernhes, der auch schon The War on Drugs produzierte, schien allein deswegen geeignet für die – zugegeben ambitionierte – Aufgabe, den Sound von Flasher auf einer LP zu komprimieren.

Und eine Komprimierung ist genau das, was “Constant Image” liefert. Nicht viel mehr als eine halbe Stunde dicht bepackter Gitarrenmusik treffen auf hallenden, gemeinschaftlichen Gesang. Singen können nämlich alle drei. Dazu hat sich jeder noch ein Instrument geschnappt, Taylor Mulitz die Gitarre, Emma Baker die Drums und Daniel Saperstein den Bass.

Müsste man den Sound von “Constant Image” trotzdem herunterbrechen, würde man wohl bei einer Shoegaze-Band landen, die vom ununterbrochenen Anstarren ihrer eigenen Füße gelangweilt das Tempo der eigenen Songs hochschraubt, sich in einer Diskussion über die Zukunft der Band vertieft und allein dadurch in den protestierenden Punk driftet.

“Who’s Got Time?” zeigt, dass Flasher zu wenig und zu viel Zeit haben, sich damit zu begnügen, Musik für die dunklen Stunden zwischen Tag und Nacht zu machen, sich rein dem träumerischen Shoegaze zu verschreiben.

Irgendwo zwischen Rides legendärem “Vapour Trail” und ihrem späten Befreiungsschlag aus der Genrefalle, “Charm Assault”, siedelt sich Flasher für einen großen Teil des Albums an, ohne sich endgültig einzurichten.

“Harsh Light” erweckt die Disco, transportiert das nervöse Gefühl, bevor tatsächlich jemand die Vorhänge aufreißt, um das gleißende Tageslicht in die hungrigen Hallen zu schicken.

“Sun Come And Go” und “Business Unusual” wirken in dieser Setlist entschleunigend, ohne dass es wirklich nötig wäre. Die simplen Melodien haben einen minimalistischen Charme, genau so sehr aber einen ockernen Anstrich, als hätte man die Band dazu gezwungen, jetzt auch noch auf dem Sechzigsten ihrer Mütter zu spielen.

Sogar Bläser stehen dann auf dem Programm. Vielleicht ist’s auch nur der Kater , den die drei US-Amerikaner während der Aufnahmen auskurieren mussten. Irritiert etwas, stört nicht und macht die Typen und Typin noch sympathischer.

Flasher sind keine Träumer, die in atmosphärischer Melancholie pinke Kondensstreifen beobachten. Viel besser könnte man sich das Trio dabei vorstellen, wie es etwas übernächtigt und mit halb geöffneten Augen die, vom Tageslicht sichtbar gemachten, Rauchschwaden in ihrem Lieblingsclub betrachtet. Etwas verliebt und etwas verwirrt und selbstverständlich mit einer Sonnenbrille auf der Nase, um den romantischen Blick zu verbergen.

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