Wer in den Neunzigern gerne vorm Fernseher hing und dabei ein Faible für Sitcoms entwickelte, der wird sich bestimmt auch an die Abenteuer von “Pete & Pete” erinnern. Auch die musikalischen Verantwortlichen der aus New Jersey stammenden Indie-Band Real Estate hockten einst vor der Glotze und verfolgten die Geschichten rund um die Rollen der Serienhauptdarsteller Danny Tamberelly und Michael Maronna.
Das Fan-Feuer von damals ist noch nicht erloschen, denn eben jene beiden Schauspieler tauchen dieser Tage im Videoclip zur Single “Water Underground” auf. So schließt sich ein Kreis, der nicht nur erinnerungstechnisch Sinn ergibt, sondern auch musikalisch zusammenpasst, wie die berühmte Faust aufs Auge.
Die erste Single vom neuen Studioalbum “Daniel” versprüht nämlich die pure Neunziger-Nostalgie. Cleane Gitarren, ein schunkelnder Groove und zuckersüße Gesangsharmonieren bestimmen das Klangbild von “Haunted World”.
Auch der Rest des Albums heftet sich an die Vergangenheit. Songs wie das luftig leichte “Something New” oder das verträumte “Interior” klingen wie liebliche B-Seiten eines imaginären Beatles-Albums aus einer Zeit, in der Bands wie R.E.M. und Co. in der Reihe der erfolgreichsten Combos ganz weit vorne standen.
Ein paar entspannte Percussions (“Freeze” Brain”), ein bisschen mehr Tempo (“Say No More”, “Airdrop”) und ein schrulliger Bass, der sich mit einer jaulenden Countryklampfe duelliert (“Victoria”): Real Estate legen sich zwar fest, blicken aber dennoch immer mal wieder gerne über den Tellerrand – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
Die kleinen Momente, in denen sich die Band bewusst oder unbewusst aus ihrer Nische hinaus ins Freie wagt, sorgen am Ende dafür, dass “Daniel” nicht nur Nostalgikern ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert, sondern auch all jenen, die einfach gerne mit handgemachter Popmusik in den Ohren durch den Tag spazieren.
