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Julia Holter – Something In The Room She Moves

Die Meisterin des Kammer-Pop macht einen Ausflug in die Natur. So häuslich wie der Albumtitel suggeriert, ist die neue Platte von Julia Holter klanglich nicht. Stattdessen erschaffen die Arrangements ein Dickicht aus mystisch-romantischen Schwingungen.

Wie nicht anders zu erwarten, verstecken sich in den verschiedenen Kapiteln dieser Reise zahlreiche Songwriting-Meistlerleistungen, die dieses Album zu einem fantasievollen und erhabenen Erlebnis machen.

Schon der Opener “Sun Girl” zeigt mit einer verschrobenen Sound-Fläche aus Field Recordings und Strukturen, dass hier nicht nur der Wohlklang regiert: In der Song-Mitte wartet eine plötzliche Zäsur, die den zuvor recht entspannten Vibe unterbricht und ein neues, mysteriöses Feld eröffnet.

Sanftmut ist in dieser Platte jedoch ebenfalls angesagt, etwa in den großflächigen und großartigen Harmonien von “These Morning”, die sich in Florence + The Machine-Höhen schwingen.

Oder im kunstvollen “Meyou”, das nach einem Ausflug auf die himmlischen Bühnen in stille Gewässer zusammenfällt. Oder im rein instrumentalen “Ocean”, das die gesamte Meeresfauna direkt in das eigene Kopfkino verfrachtet.

Und doch – “Something In The Room She Moves” ist alles andere als reine Seelenpinselei. Holter beweist einmal mehr, dass sie sich nicht von Vorgaben zu Schönklang und Songstrukturen eingrenzen lassen möchte und erschafft damit eine Welt, die doch ganz anders, düsterer, zerrissener wirkt als ihre bisherige.

Besonders wird das etwa deutlich im ungewohnt geradlinigen “Spinning“, das auf einem undefinierbaren Beat aufbaut, der als zitternde Grundlage dient. Auf die Spitze führt diese Seite der Platte wiederum “Talking To The Whisper”, das zum Finale in einer Kakophonie aus disharmonischen Sounds über den Köpfen zusammenbricht.

Auch wenn die Songtitel und Ästhetiken der Platte von einer sommerlichen und luftig-leichten Erfahrung zeugen, wohnt den Songs eine Dualität inne. Denn so irdisch, so verträumt, so entrückt klang Holter bislang noch nie. Doch eben auch nicht so unvorhersehbar, so finster, so überirdisch.

Ein bewegendes Werk einer der beeindruckendsten Künstler*innen der heutigen Indie-Welt.

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