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Julia Holter – Spinning – Neue Single

Julia Holter veröffentlicht heute ihre neue Single „Spinning“, die zweite Auskopplung aus dem Album „Something In The Room She Moves“, das am 22. März erscheinen wird.

Vielleicht gibt es nur zwei Arten von Kunst: Eine erfüllt die Erwartungen, die andere überschreitet sie, schafft Neues und Ungewohntes. Es liegt auf der Hand, womit sich mehr Geld verdienen lässt und wovon wir mehr hören, sehen oder vielleicht schmecken.

Eine spiegelglatte Boyband, die ihre alten Harmonien aufwärmt, wird trotzdem mehr Musik verkaufen als junge, mutige Frauen, die Experimente wagen. Doch einige finden trotzdem ihr Publikum, obwohl sie keine Wünsche erfüllen. Beispiele wären Joanna Newsom, Jessica Moss und Laurel Halo oder Laurie Anderson, Björk und Kate Bush.

Julia Holter gehört in die Reihe dieser Künstlerinnen, die unseren Horizont erweitern können, wenn wir ihnen ein Ohr leihen – auch wenn das mehr Zeit kostet, als etwas Gewöhnliches nebenbei wegzuhören.

Sie sagt von sich in einem MusikBlog-Interview: „Ich sammle im Grunde bloß Eindrücke. […] Dann besteht meine Arbeit darin, zu collagieren und Dutzende von Klangmodulen solange übereinanderzulegen, bis sie reif genug sind, um Vorstellungen zu wecken. Das hat was Magisches, weil ich vorher nie weiß, was herauskommt.“

Wir folgen auch in „Spinning“ unter den Schichten der Collage einem Experiment mit Rhythmus, der sich scheinbar der Melodie entgegenstellt und Text, der kein Komma und keinen Punkt kennt und sich wie im Tanz zu drehen scheint.

Musik ist Kunst, die entsteht, während Zeit vergeht – Tanz geschieht nur jetzt. So sagt Holter: „Es geht [bei ‚Spinning‘] darum, mit hingebungsvoller Leidenschaft etwas zu machen: in diesem Moment zu sein und zu reflektieren, was dieser Moment bedeutet.“

„Spinning“ ist ein Experiment, das uns durch Ton und Text leise daran erinnert, dass wir Körper sind. Und dass die Annahme, wir wären eine Bewusstseinsform, die einen Körper „besitzt“ uns vom Moment trennt. Tanzen oder Denken.

Sicher, ein Experiment, aber: Am Anfang aller Kunst steht immer, immer ein Experiment. Sonst würden heutige Superstars immer noch zwei Stöcke aufeinanderschlagen, wie vor Hunderttausenden Jahren die allererste junge, mutige Musikerin.

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