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Peter Doherty – Felt Better Alive

„Felt Better Alive“ – das gilt auch für Totgesagte, die leben ja bekanntlich länger, denn auf ein Peter-Doherty-Comeback haben nicht viele gewettet, nachdem der in einem dunklen Moment seines Lebens den Drogenentzug im thailändischen Dschungel abbrach.

Vergessen, der Frontmann von The Libertines und Babyshambles, der mit Hits wie „Don’t Look Back Into the Sun“ bis „Fuck Forever“ im Gedächtnis so präsent blieb wie mit medienwirksamen Auftritten, scheint seit der Pandemie mit einem neuen kreativen Schub unterwegs zu sein.

Seine Aussetzer sind selbst bei Einbruchsopfer und Band-Kollegen Carl Barât längst verziehen, Doherty ist als Künstler gereift, hat sich auch optisch verändert, was nicht zuletzt mit seiner Affinität zu den kulinarischen Vorzügen seiner Wahlheimat Frankreich zusammenhängt, wo er mit seiner Familie in der Normandie lebt.

An seinem Wohnsitz entstand auch sein fünftes Solo-Album, auf dem er aufgeräumt und melancholisch, dabei vital und lebenslustig, auf einem differenzierten musikalischen Fundament eine knappe halbe Stunde lang in 11 Geschichten aus und über (s)ein Leben berichtet.

„Felt Better Alive“ spielt sich durch diverse Indie-Subgenres, verleihen Zutaten aus Folk, Rock, Pop, Jazz und Chanson den Songs jeweils ihre spezielle Note, erinnern die Streicherarrangements atmosphärisch an die fruchtbare Zusammenarbeit mit Frédéric Lo auf „The Fantasy Life Of Poetry & Crime“.

„Out Of Tune Balloon“ gerät dabei so schräg, wie das Leben des Autors in vielen Phasen verlief, versprüht „Ed Belly“ Ganoven-Charme, gefällt „The Day The Baron Died“ mit einer edlen Dramaturgie im Stil von The Divine Comedy, treibt die Unwucht „Fingee“ voran, strotzt „Poca Mahoney’s“ mit der Kraft der Gitarre.

Zwischen den Zeilen der eigenwilligen Lyrik steckt wieder viel Feingeist, was den bücherbewanderten, ehemaligen Literaturstudenten nicht davor bewahrt, die richtige Sprachmelodie für das Schlaflied seiner Tochter zu finden, wie „Pot Of Gold“ erzählt.

Der kürzlich als Dozent für den Kurs „Ruhm und soziale Medien“ gebuchte Peter Doherty ist auf „Felt Better Alive“ leise im „Empty Room“ so heimisch wie in der rauen Offenheit des „Stade Océan“.

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