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Peter Doherty And Frédéric Lo – The Fantasy Life Of Poetry And Crime

Wenn Peter Doherty nicht gerade öffentlichkeitswirksam mit einer Spritze herumfuchtelte, wusste er als umtriebiger Künstler seine Kreativität zu kanalisieren. Die Zeit der ganz wilden Eskapaden ist eine Weile her, dato ist er clean, und wenn in einer solchen Phase der französische Musik-Multitasker Frédéric Lo bei ihm einen Beitrag zugunsten eines von ihm initiierten Projekts zu Ehren seines verstorbenen Landsmann Daniel Darc anfragt, steht am Ende mit “The Fantasy Life Of Poetry & Crime” ein komplettes gemeinsames Album im Regal.

In Dohertys aktuellem Normandie-Hauptquartier Étretat entwickelte das Musiker-Duo aus den Rohideen von Melodie und Text 12 Songs, die zwischen Brit-Pop-Traditionen und bedeutungsschweren Streicherarrangements changieren.

Mit sicherem Gefühl für deren Dramaturgie gab Frédéric Lo den Aufnahmen die Form, inszenierte ein ausbalanciertes Ensemble aus akustischer Gitarre, leisem Piano, Mundharmonika und opulenter Klangfülle, in denen der Libertines-Frontmann zwischenzeitlich im Stil eines Chansonniers mit Montmartre-Charme auftritt, seinem Gesang die Sicherheit anzuhören ist, die ihm der erfahrene Produzent im Background gab.

Denn er war sich zwischenzeitlich gar nicht mehr so sicher, ob er jemals wieder zu derartiger Form auflaufen würde, war die Links-Rechts-Kombination aus Drogen-Entsagung Ende 2019 plus Pandemiebeginn eingangs des Folgejahres ein Wirkungstreffer, der seine produktive Energie auf die Bretter schickte.

„Yes I Wear A Mask“, „The Epidemiologist“, „Far From The Madding Croud“ – die Nummern haben eine entsprechend klare Corona-Positionierung, wovon seine, mit der Songwriter-Erfahrung einiger Künstler-Jahrzehnte gespeisten, Lyrics ebenso nachvollziehbar erzählen, wie bei den Ehrungen für verstorbene Freunde in „Rock`n`Roll Alchemy“ und „Abe Wassenstein“.

Es bleiben die leisen Zweifel, mit denen „Invictus“ unterwegs ist und trotzdem: „stand and deliver“ singt er in „The Monster“ und sein Lieferservice gilt gleichteilig für die „The-Ballad-Of“-Verletzlichkeit, die Melancholie von „The Glassblower“ und die Heiterkeit von „Keeping Me On File“.

Schon vor „The Fantasy Life Of Poetry & Crime“ mit weit mehr als dem Babyshambles-Evergreen „Fuck Forever“ in angenehmer Erinnerung, fügt Peter Doherty mit seinem Partner Frédéric Lo seinem Gesamtwerk ein reifes Kapitel hinzu.

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